Frankfurter Rundschau 20.11.1999

Türkei: Kurdischer Deserteur fühlt sich unter Druck

bal KARLSRUHE, 19. November. Türkische Behörden haben den kurdischen Deserteur Abdulmenaf Düzenli dem Militär überstellt, damit dieser in Denizli seinen Wehrdienst ableistet. Dort sei er weiterhin isoliert und psychisch unter Druck, vertraute er jetzt einem Bekannten an. Das Verwaltungsgericht Neustadt hatte es abgelehnt, Düzenli Asyl zu gewähren. Seinem Mandanten habe das Gericht nicht geglaubt, dass er gefoltert worden sei, berichtete Düzenlis Anwalt Wolfgang Schmid. Schläge und rüde Verhörmethoden seien noch nicht asylrelevant, habe das Gericht befunden. Die Richter hatten der fünfköpfigen kurdischen Familie vor ihrer Abschiebung Schutz verweigert, weil sie in der Türkei nichts zu befürchten habe. Auf dem Istanbuler Flughafen hielten die Behörden Düzenli selbst fest und verurteilten ihn wegen Desertion zu einer mehrjähriger Haftstrafe. Angehörigen gegenüber gab er an, in Haft gefoltert worden zu sein. Anwalt Schmid wies darauf hin, dass der Fall im Lagebricht des Auswärtigen Amtes im September "als problematischer Fall staatlicher Repression" gegen Wehrdienstverweigerer und Deserteure in der Türkei referiert worden sei.