fr, 17.11.99

Wütende Erdbebenopfer blockieren Autobahn

ANKARA, 16. November (afp/ap). Rund 10 000 wütende türkische Erdbebenopfer aus der Stadt Bolu haben am Dienstag aus Protest gegen die ihrer Ansicht nach unzureichenden Hilfsmaßnahmen stundenlang die Autobahn von Istanbul in die Hauptstadt Ankara blockiert. Die frustrierten Demonstranten lieferten sich dabei Handgemenge mit der Polizei und warfen mit Steinen, wie der Fernseh-Sender NTV berichtete. Sie fühlen sich gegenüber anderen betroffenen Städten und Gegenden benachteiligt, verlangten Zelte als Notunterkünfte und forderten den Rücktritt des Provinzgouverneurs Nusret Miroglu. Ihm warfen sie vor, das Ausmaß der Zerstörung in der Region herunter zu spielen und dadurch den Strom an Hilfslieferungen abzuwehren. Der Polizeichef zeigte Verständnis für sie.

Die Demonstranten kündigten für den heutigen Mittwoch eine weitere Protestaktion an, falls nicht weitere Hilfsgüter einträfen. Bei dem Erbeben am vergangenen Freitag waren mindestens 549 Menschen ums Leben gekommen und weitere 3200 verletzt worden. Mehr als 300 Gebäude stürzten ein. Am stärksten zerstört wurden dabei die Städte Düzce und Kaynasli. In Bolu selbst gab es mit 42 Toten und zehn zusammengefallenen Gebäuden vergleichsweise wenige Opfer.