Main-Rheiner, 17.11.99

Hoffen auf großzügige Regelung

Vor Asyl-Konferenz: Mainzer Flüchtlingsrat appelliert an die Innenminister

Seit langem in Deutschland lebende Flüchtlinge sollen nicht abgeschoben werden, fordert der Mainzer Flüchtlingsrat.

Von Andreas Scheidgen

Vor fast zehn Jahren floh die algerische Familie vor dem Bürgerkrieg in ihrem Heimatland nach Mainz. Mittlerweile hat der Vater Arbeit in einem Hotel gefunden, die Kinder gehen hier zur Schule oder in den Kindergarten. Deutsch beherrschen sie besser als Arabisch. Die Familie ist integriert, dennoch könnte ihr die Abschiebung drohen.

Von "Altfällen" ist im Bürokratendeutsch in solchen Fällen die Rede. Und genau diese "Altfälle" stehen bei der Konferenz der Innenminister der Länder am 18. und 19. November auf der Tagesordnung. "Wir hoffen auf eine großzügige Regelung", appelliert Pfarrer Friedrich Vetter, Beauftragter der evangelischen Kirche für die Flüchtlingsarbeit. "Viele Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, können aus humanitären Gründen nicht zurück geschickt werden", erläutert Vetter.

"Oft weigert sich das Herkunftsland, die Menschen aufzunehmen". Auch eine schwere Krankheit, die zu Hause nicht behandelt werden kann, ist ein Grund, auf die Abschiebung zu verzichten.

Die Menschen leben mit behördlicher Duldung in Deutschland - und die muss jedes Vierteljahr verlängert werden. Eine Arbeit findet man unter solchen Bedingungen nur schwer. Um in den Genuss einer unbefristeten Duldung zu kommen, wie ihn die geplante "Altfall-Regelung" vorsieht, muss man aber gerade ein Arbeitsverhältnis nachweisen.

Einreisestichtag soll der 1.Juli 1993 sein, für alleinstehende Erwachsene der 1. Januar 1990. "Großzügig wäre es, wenn jeder, der fünf Jahre in Deutschland lebt, bleiben dürfte", meint Vetter.