Berliner Morgenpost, 28.10.99

Die fürchterliche Wirkung der Kampfgase

Sie sind einfach und billig herzustellen, die Zutaten gibt es überall im freien Handel

BM/iri Berlin - Im Unterschied zur Herstellung von Atombomben genügen zur Produktion chemischer Waffen geringe Fachkenntnisse. Jedes Land, das über eine petrochemische Industrie verfügt, ist in der Lage, Chemiewaffen herzustellen. Auch die Zutaten sind einfach zu beschaffen. Bei den Basisstoffen handelt es sich häufig um Unkrautvernichtungsmittel oder Insektizide, die im freien Handel erhältlich sind.

Senfgas zum Beispiel besteht größtenteils aus Thiodiglykol, das in jeder Kugelschreibermine vorkommt. Wird Salzsäure hinzugefügt, entsteht das tödliche Gas.

Zu unterscheiden sind: Nervenkampfstoffe (Tabun, Sarin, VX, Soman), Lungenkampfstoffe (Chlor, Phosgen), Blutkampfstoffe (Chlorzyan, Blausäure) und Hautkampfstoffe (Lost oder Senfgas).

Das farb- und geruchslose Sarin beispielsweise verdampft bei Zimmertemperatur. Wer die flüchtigen Nebeltropfen einatmet oder auf die Haut bekommt, hat kaum eine Chance: Zuerst verengen sich die Pupillen, dann folgen Schweißausbrüche, Erbrechen, Atemnot. Der Körper kann Kot und Urin nicht mehr halten. Unter Krämpfen und Zuckungen verlieren die Opfer das Bewußtsein, sie sterben an einer Lähmung der Atemmuskeln