Berliner Morgenpost, 25.10.99

Zur Diskussion: Sollen Ausländer ihre Strafe in der Heimat verbüßen?

Justizsenator Ehrhart Körting (SPD) hat sich dafür eingesetzt, ausländische Straftäter zur Verbüßung ihrer Haftstrafen in die Heimatländer zu überstellen. Die Berliner Haftanstalten seien zu einem Drittel mit Ausländern belegt, die für das Land eine Belastung darstellen. Er unterstützte damit eine Forderung seines hessischen Amtskollegen Christian Wagner (CDU). Derzeit müssen nach den Worten Körtings Leute, die als Touri-sten nach Berlin kommen und straffällig geworden sind, in der Hauptstadt sozialisiert werden.

Wolfgang Wieland, innenpolitischer Sprecher von B 90/Grüne, spricht sich gegen diese «einfache Lösung» aus, weil sie einen Strafvollzugswillen beim entsprechenden Heimatland voraussetzt, der seiner Meinung nach in vielen Fällen fehlt. Beispielsweise wäre dem Haupttäter im Mykonos-Komplex, Kazem Darabi, kein größerer Gefallen zu erweisen, als ihn zur Strafverbüßung in den Iran zu senden.