taz, 18.10.1999

Medien: "TBB-Spiegel"

Am Anfang stand der Wunsch des Türkischen Bundes, eine Brücke zwischen der deutschen und türkischen Bevölkerung zu bauen, erzählt die Redaktionsleiterin Hülya Turhan. "Wir möchten mit der Zeitschrift MTBB-Spiegel vor allem Multiplikatoren erreichen. Das heißt Menschen, die im sozialen Bereich arbeiten, Journalisten und andere Interessierte. Unser Anliegen ist es, die Sprachlosigkeit zwischen den deutschsprachigen und den türkischsprachigen Medien zu brechen."

Vor allem die deutsche Bevölkerung soll zur Diskussion ermuntert werden, und deshalb erscheint der TBB-Spiegel auf Deutsch. Die Zeitschrift kommt vierteljährlich heraus und konzentriert sich auf Themen der Sozialpolitik, die von anderen Medien selten oder nur aus deutscher Perspektive behandelt werden. Bisherige Schwerpunktthemen waren zum Beispiel die Bildungssituation türkischsprachiger Migranten oder die doppelte Staatsbürgerschaft. "Uns geht es nicht darum, einzelne Diskriminierungen aufzudecken", sagt Hülya Turhan. "Das wird genügend von anderen Medien abgedeckt. Wir möchten unsere Meinung zu Themen sagen, die alle Menschen betreffen, und damit von der türkischen Bevölkerung aus eine Diskussion in Gang bringen. Und wir wollen, dass das zur Normalität wird."

Die Redaktion arbeitet ehrenamtlich und hatte zu Anfang vier, inzwischen sieben feste Mitglieder: vier Frauen und drei Männer, die zwischen Anfang zwanzig und Mitte sechzig sind. Eine Redakteurin ist Türkin, die anderen sechs haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Davon sind fünf türkischstämmig, aber zum Teil in Deutschland geboren. Ein Mitarbeiter ist deutscher Herkunft.

Als die weiblichen Redaktionsmitglieder darauf bestanden, türkische Männer zum Titelthema zu machen, waren die männlichen Mitarbeiter erst überhaupt nicht begeistert. "Im Nachhinein fanden wir das aber auch gut", sagt Kenan Kolat, Geschäftsführer des Türkischen Bundes. Man könne bestimmte Diskussionen nur dann führen, wenn auch Tabus in der türkischen Community gebrochen würden. DerTBB-Spiegel solle dazu einen Beitrag leisten. "Ich habe viele Anrufe bekommen", erzählt Kolat, "auch von Freunden. Die sagten, wie konntet ihr zum Beispiel diesen Artikel über Beschneidung drucken?" Auch ein Artikel über männlichen Erziehungsurlaub provozierte türkische Männer. Viele riefen an und beschwerten sich, dass ihre selbstverständliche Verortung untergraben würde. Solche Temen werden in der türkischen Community nicht oft diskutiert. Sie provozieren daher heftige Reaktionen.

Stefanie Pütz

Der "TBB-Spiegel" kann bestellt werden beim Türkischen Bund Berlin-Brandenburg, Weichselstraße 66, 12043 Berlin, Tel. 6 23 26 24, Telefax 61 30 43 10. Der Preis beträgt 2 DM zzgl. Portokosten