Frankfurter Rundschau, 15.10.1999

Nach neun Jahren zurück

Keine Hoffnung mehr für die kurdische Familie Saygili

LIMBURG. Die Antwort lässt keine Hoffnung mehr zu: Ihren Mandanten, wird aus dem hessischen Innenministerium den Anwälten beschieden, könne kein weiterer Aufenthalt im Bundesgebiet gewährt werden. Nach neun Jahren soll die Familie Saygili zurück in die Türkei.

Die abgelehnten Asylbewerber aus Limburg sind zwar integriert, haben feste Jobs und ein gesichertes Auskommen, doch ein Bleiberecht bekommen sie nicht. Menschenrechtsgruppen nehmen das Schicksal der Kurden zum Anlass, die Politik aufzufordern, auf eine Altfallregelung hinzuwirken. "Vor allem unter humanitären Aspekten wäre es dringend geboten, die bisherige Zurückhaltung in dieser Frage aufzugeben und umgehend Entscheidungen zugunsten dieser kurdischen Familie und anderen Familien zu treffen, die sich fünf, sechs und noch mehr Jahre in Deutschland aufhalten", sagte Wolfgang Graf Spee, Sprecher des Limburger "Aktionsbündnisses für eine Altfallregelung", am Donnerstag in der Domstadt.

Nach Auskunft des Ministeriums würden Entscheidungen nach der gegenwärtigen Rechtslage getroffen. Ihren Mandanten, heißt es weiter, sei daher dringend anzuraten, sich umgehend bei der Ausländerbehörde zu melden, um dort "Modalitäten einer freiwilligen Ausreise zu besprechen". Andernfalls wäre die Behörde gezwungen, sie abzuschieben.

Der älteste Sohn der Familie ist mit einer aufenthaltsberechtigten türkischen Staatsangehörigen verheiratet. Die beiden anderen Söhne Hüseyin und Erkan sowie die Eheleute Ali und Fadime sollen zurück in die Türkei. Hüseyin war zwölf bei der Einreise. Bei der Bahn ließen er und sein Brunder sich nach der Schule ausbilden, dort fanden sie auch einen Job.

Eine zwangsweise Ausreise in die Region Anatolien, aus der sie seinerzeit wegen der vor Ort politisch unsicheren Situation flüchteten, vermag sich niemand der Familie vorzustellen. Erst kürzlich sei ein Verwandter aus politischen Gründen inhaftiert worden, berichtete Spee. tru