Frankfurter Rundschau 8.10.1999

BRIEFE GEGEN DAS VERGESSEN

Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) veröffentlicht jeden Monat drei Einzelschicksale politischer Verfolgung, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden. Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, dass Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt oder ein Mensch aus politischer Haft entlassen wird. Schreiben Sie bitte, im Interesse der Betroffenen, höflich formulierte Briefe an die jeweils angegebenen Behörden des Landes.

TRINIDAD UND TOBAGO

Indravani Pamela Ramjattan ist 1991 wegen Beteiligung an der Ermordung ihres ehemaligen Lebensgefährten, Alexander Jordan, zum Tode verurteilt worden. Während ihres elf Jahre währenden Zusammenlebens mit Alexander Jordan war Indravani Pamela Ramjattan regelmäßig misshandelt worden. Er hatte sie mit Fäusten und Holzlatten geschlagen, ihr gedroht, sie zu erschießen und sie mehrmals vergewaltigt. Nach Aussagen von Indravani Pamela Ramjattan wurde sie in der Zeit, als der Mord verübt wurde, von Alexander Jordan gegen ihren Willen festgehalten und hatte über eine Woche extreme körperliche und psychische Misshandlungen erdulden müssen.

In Trinidad und Tobago ist bei Mord die Todesstrafe durch den Strang zwingend vorgeschrieben. Ebenfalls im Mordfall Jordan zum Tode verurteilt wurden Denny Baptiste und Haniff Hillaire. Die Männer sollen am Tag des Verbrechens nachts zum Haus von Jordan gekommen sein, nachdem sie Indravani Pamela Ramjattan um Hilfe gebeten hatte. Sie bestreiten beide, den Mord begangen zu haben.

Ungeachtet der Proteste der internationalen Staatengemeinschaft wurden in Trinidad und Tobago im Juni dieses Jahres neun Menschen hingerichtet. Zuvor waren dort fünf Jahre lang keine Todesurteile vollstreckt worden.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an den Premierminister und den Generalstaatsanwalt von Trinidad und Tobago, in denen Sie die Umwandlung der gegen Indravani Pamela Ramjattan, Denny Baptiste und Haniff Hillaire verhängten Todesurteile fordern und an die Regierung appellieren, ein Hinrichtungsmoratorium als erste Stufe zu einer völligen Abschaffung der Todesstrafe zu erlassen. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:

The Rt Hon Basdeo Panday, Prime Minister of the Republic of Trinidad and Tobago, Office of the Prime Minister, Level 19, Central Bank Tower, Williams Plaza, Independence Square, Port-of-Spain, Trinidad and Tobago; Telefax: (001) 86 86 27 34 44 (korrekte Anrede: Dear Prime Minister). Bitte senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an: Kanzlei der Botschaft der Republik Trinidad und Tobago, I. E. Frau Seehlag Marilyn de Osuna, High Commission of Trinidad and Tobago, 42 Belgrave Square, London SW 1 X 8 NT, Großbritannien; Fax: (0044) 171-823 10 65.

IRAK

Die Familie von Sadiq Nematolla Fathali hatte seit 1982 nichts mehr über seinen Verbleib gehört und ihn tot gewähnt, bis vor kurzem berichtet wurde, dass er in einem irakischen Krankenhaus behandelt und operiert worden sei. Näheres über seinen Aufenthaltsort und seine gesundheitliche Verfassung ist nicht bekannt.

Sadiq Nematolla Fathali, der der Volksgruppe der Feily-Kurden entstammt, welche der schiitischen Glaubensrichtung des Islam angehören, war im April 1980 zusammen mit seiner Familie in Bagdad verhaftet worden. Während seine Angehörigen damals zur Grenze gefahren und gegen ihren Willen in den Iran abgeschoben wurden, blieb Sadiq Nematolla Fathali in Haft. Berichten zufolge wurde er bis 1982 im Abu-Ghraib-Gefängnis festgehalten und dann an einen unbekannten Ort gebracht. Es wird angenommen, dass sich seine Inhaftierung allein auf seine ethnische Zugehörigkeit gründet.

In den 80er Jahren wurden Feily-Kurden und andere irakische Familien, die von den Behörden zu Personen "iranischer Abstammung" erklärt wurden, in den Iran abgeschoben. Tausende kamen ins Gefängnis. Zwar wurden viele von ihnen wieder freigelassen, doch ist ein Großteil seither "verschwunden".

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an den irakischen Staatspräsidenten, in denen Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung von Sadiq Nematolla Fathali fordern, der seit 1980 ohne Anklage oder Gerichtsverfahren festgehalten wird. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:

President Saddam Hussain, President of the Republic, Presidential Palace, Karadat Mariam, Bagdad, Republik Irak (korrekte Anrede: Your Excellency). Bitte senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an: Kanzlei der Botschaft der Republik Irak, S. E. Herrn Abdul Jabbar Omar Ghani Al-Doori, Annaberger Straße 289, 53175 Bonn; Fax: (0228) 9 50 24 30.

DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO

Der 14-jährige "Kindersoldat" Bonne-Année Nguba Hamuli ist seit 1998 im Zentralgefängnis von Kinshasa in Haft. Er stand in Diensten der Armee, als er im Februar festgenommen wurde.

Ihm wurde später mitgeteilt, dass er vor das Militärsondergericht (Cour d'Ordre Militaire) gestellt wird. Gegen dessen Urteil kann man keine Rechtsmittel einlegen. Es entspricht auch in anderen Punkten nicht den internationalen Standards für ein faires Verfahren. Zahlreiche Menschen sind von diesem Gericht bereits zum Tode verurteilt worden, darunter auch Jugendliche. In diesem Jahr sind in der Demokratischen Republik Kongo bereits über hundert Menschen hingerichtet worden. Derzeit müssen sich Hunderte von Soldaten, darunter mindestens hundert, die jünger als 18 Jahre alt sind, vor dem Cour d'Ordre Militaire verantworten. Insbesondere seit dem erneuten Ausbruch des Bürgerkrieges im August 1998 ist die Zahl an Inhaftierungen dramatisch angestiegen. Amnesty International nimmt an, dass viele gewaltlose politische Gefangene sind.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an den Justizminister und den für Menschenrechte zuständigen Minister, in denen Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung von Bonne-Année Nguba Hamuli fordern, sofern er nicht wegen einer erkennbar strafbaren Handlung vor ein Gericht gestellt wird, das den internationalen Standards für einen fairen Prozess entspricht. Fordern Sie außerdem, dass alle Angeklagten in Kongo einen fairen Prozess erhalten, die Praxis der Rekrutierung von Kindern eingestellt und die Todesstrafe abgeschafft wird. Schreiben Sie in gutem Französisch, Englisch oder auf Deutsch an:

M. Mwenze Kongolo, Ministre de la Justice, Ministère de la Justice, BP 3137, Kinshasa Gombe, Demokratische Republik Kongo; Telefax: (0 02 42) 81 41 67 (korrekte Anrede: Monsieur le Ministre).

M. Leonard Okitundu, Ministre des Droits Humains, Ministère des Droits Humains, 33/C Boulevard de 30 juin, Kinshasa Gombe, Demokratische Republik Kongo (korrekte Anrede: Monsieur le Ministre). Bitte senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an: Kanzlei der Botschaft der Demokratischen Republik Kongo, Herrn Lhelo Boloto, Attaché, Geschäftsträger a.i., Im Meisengarten 133, 53179 Bonn, Fax: (02 28) 34 99 89.