Rhein-Neckar-Zeitung, 7.10.1999

Türkei: Asyl-Entscheidung für Öcalan ist «unangenehme Entwicklung»

Ankara (dpa) - Die Türkei hat die Asyl-Entscheidung eines römischen Gerichtes für den Chef der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), Abdullah Öcalan, als eine «unangenehme Entwicklung» bezeichnet. Man dürfe aber nicht zulassen, dass die Entscheidung die Beziehungen zwischen der Türkei und Italien negativ beeinflusse, sagte der Sprecher des türkischen Außenministeriums, Sermet Atacanli, am Mittwoch in Ankara.

Ein Zivilgericht in Rom hatte Anfang der Woche dem Antrag von Öcalans Anwälten auf Asyl für ihren Mandanten zugestimmt. Die Anwälte hatten bereits im November vergangenen Jahres um Asyl gebeten, nachdem Öcalan aus Moskau nach Italien geflohen war. Öcalan war danach nach Kenia geflogen und dort im Februar dieses Jahres von türkischen Geheimagenten in die Türkei entführt worden.

Ende Juni hatte ein türkisches Gericht Öcalan wegen Hochverrats und zahlreicher Morde zum Tode verurteilt. Am Donnerstag beginnt in Ankara das Berufungsverfahren.