Gelnhäuser Tageblatt 7.10.1999

Öcalans Anwälte wollen Anhörung verschieben

ISTANBUL (AP). Die Anwälte des zum Tode verurteilten PKK-Chefs Abdullah Öcalan wollen die für (den morgigen) Donnerstag geplante Berufungsverhandlung um einen Monat aufschieben. Der Anwalt Dogan Erbas erklärte am Mittwoch in Istanbul, die Verteidigung Öcalans brauche mehr Vorbereitungszeit. Es wurde erwartet, dass das Berufungsgericht in Ankara dem Antrag statt gibt.

Erbas erklärte, vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklung werde die Verteidigung einen neuen Prozess für Öcalan beantragen. Seit Verkündung des Todesurteils gegen den Rebellenführer am 29. Juni hat die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) eine einseitige Waffenruhe verkündet, einige ihrer Kämpfer aus der Türkei zurückgezogen; acht PKK-Mitglieder stellten sich demonstrativ den Behörden. Öcalan selbst hat sich wiederholt für eine friedliche Lösung des Kurden-Konflikts ausgesprochen und sich als Vermittler angeboten.

Vor der Hinrichtung Öcalans müssen das Berufungsgericht, das Parlament und Staatspräsident Süleyman Demirel das Todesurteil bestätigen. Das Parlament hat aber seit 15 Jahren kein Todesurteil mehr bestätigt.