Walsroder Zeitung, 6.10.1999

Kurdische Rebellengruppe inhaftiert

Anwalt der Gruppe bisher ohne Kontakt - Berufung im Öcalan-Prozess beginnt Donnerstag

Ankara (AP) Acht kurdische Rebellen, die sich vorige Woche mit einer Friedensbotschaft dem türkischen Militär gestellt hatten, sind am Dienstag in das Gefängnis der südosttürkischen Stadt Mus eingeliefert worden. Wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Anatolia meldete, entschied ein Gericht der Stadt Van die Inhaftierung der Rebellen, unter denen sich drei Frauen befinden. Zuvor war die Gruppe vier Tage lang von Sicherheitskräften verhört worden.

Der Anwalt der Gruppe teilte mit, er habe keine Informationen über den Gesundheitszustand seiner Mandanten. Die Gruppe unter Führung von Ali Sapan, einem Mitglied des früheren kurdischen Exilparlaments, war am 1. Oktober in die Türkei eingereist und hatte sich mit einer Botschaft der Führung der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) gestellt. Damit wollten sie den Friedenswillen der PKK demonstrieren, die zuvor eine einseitige Waffenruhe angekündigt hatte. Die Türkei hat ein Amnestiegesetz verabschiedet, das Rebellen, die sich ergeben, Straffreiheit zusichert, lehnt das Angebot der PKK aber als taktisches Manöver ab.

Unterdessen wurde der Beginn eines weiteren Verfahrens gegen PKK-Führer Abdullah Öcalan auf den 15. Dezember festgelegt, wie Anatolia meldete. In dem Verfahren geht es um Straftaten, die Öcalan vor 1980 begangen haben soll, darunter Bildung einer bewaffneten Gruppe, bewaffneter Raub, Mord und Separatismus. Das Berufungsverfahren gegen das Todesurteil, das im Juni über Öcalan verhängt worden war, soll am Donnerstag in Ankara beginnen. In dem Verfahren geht es um Straftaten, die er nach 1984 begangen haben soll. Öcalan gründete 1978 die PKK. Bei dem kurdischen Aufstand im Südosten der Türkei wurden seit 1984 fast 37.000 Menschen getötet, die meisten von ihnen Kurden.