Lausitzer Rundschau, 6.10.1999

Asyl ist möglich, aber ohne Familie

Politisch Verfolgter verzweifelt an Bürokraten

Aus Dessau berichtet KATRIN NEUBAUER, ADN

"Ich fühle mich einsam, lebe nur noch von Tabletten." Nervös zieht Bachteyar an seiner Zigarette. Der 47-jährige Kurde aus Bagdad wartet seit drei Jahren auf eine Genehmigung, seine Frau und seine vier Kinder nach Deutschland zu holen.

Der Fernsehjournalist war Anfang 1996 in die Bundesrepublik geflohen, nachdem im Irak die Todesstrafe "wegen staatsfeindlicher Fernsehberichte" gegen ihn verhängt worden war, erzählt er. Ein Jahr später habe ihm das Magdeburger Verwaltungsgericht als politisch Verfolgten unbefristetes Bleiberecht gewährt. Als er einen Antrag auf Familienzusammenführung stellte, legte der Bundesbeauftragte für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge Widerspruch gegen die Asylanerkennung ein. Bachteyars Fall ist einer von rund 200 in Sachsen-Anhalt und über 1 000 in Deutschland, berichtet der Dessauer Ausländerbeauftragte Razak Minhell. "Die Widerrufsverfahren wurden bei den Leuten eingeleitet, die Antrag auf Familienzusammenführung stellten." Das bestätigte ein Sozialarbeiter im Eine-Welt-Haus in Halle. "Wenn Asylberechtigte aus dem Nord-Irak ihre Familie nachholen wollen, kommt in der Regel das Widerrufsverfahren" Die Folge: Das Asylrecht entfällt.

Aus Protest gegen das nunmehr seit Anfang des Jahres schwebende Verfahren traten Bachteyar und drei weitere seiner Landsleute aus Dessau in Hungerstreik vor dem Magdeburger Landtag. Ohne Erfolg.

Grundlage für das Widerrufsverfahren seien die Lageberichte des Auswärtigen Amtes, sagt Minhell. Darin wurde der Nordirak 1997 als eine "inländische Fluchtalternative" und damit als sicher erklärt. "Leider" sei der alte Lagebericht von der rot-grünen Regierung in seinen Grundzügen fortgeschrieben worden, beschwert sich der Ausländerbeauftragte.

Heftige Kritik an den Irak-Lageberichten übte auch die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl. Die benutzten Quellen seien "veraltet und tendenziös zitiert". Menschenrechtsverletzungen erschienen als "zusammenhanglose Anhäufung von Einzelfällen".

"Ich hoffe, dass die neue Regierung ihren Lagebericht bald ändert." Bachteyar ist sich sicher, dass dann einer Familienzusammenführung nichts mehr im Wege steht. Doch bis dahin "tötet deutsche Bürokratie mich langsam, das ist fast schlimmer als ein Schuss aus Saddams Gewehren."

Lausitzer Rundschau, 6.10.

Asyl ist möglich, aber ohne Familie

Politisch Verfolgter verzweifelt an Bürokraten

Aus Dessau berichtet KATRIN NEUBAUER, ADN "Ich fühle mich einsam, lebe nur noch von Tabletten." Nervös zieht Bachteyar an seiner Zigarette. Der 47-jährige Kurde aus Bagdad wartet seit drei Jahren auf eine Genehmigung, seine Frau und seine vier Kinder nach Deutschland zu holen.

Der Fernsehjournalist war Anfang 1996 in die Bundesrepublik geflohen, nachdem im Irak die Todesstrafe "wegen staatsfeindlicher Fernsehberichte" gegen ihn verhängt worden war, erzählt er. Ein Jahr später habe ihm das Magdeburger Verwaltungsgericht als politisch Verfolgten unbefristetes Bleiberecht gewährt. Als er einen Antrag auf Familienzusammenführung stellte, legte der Bundesbeauftragte für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge Widerspruch gegen die Asylanerkennung ein. Bachteyars Fall ist einer von rund 200 in Sachsen-Anhalt und über 1 000 in Deutschland, berichtet der Dessauer Ausländerbeauftragte Razak Minhell. "Die Widerrufsverfahren wurden bei den Leuten eingeleitet, die Antrag auf Familienzusammenführung stellten." Das bestätigte ein Sozialarbeiter im Eine-Welt-Haus in Halle. "Wenn Asylberechtigte aus dem Nord-Irak ihre Familie nachholen wollen, kommt in der Regel das Widerrufsverfahren" Die Folge: Das Asylrecht entfällt.

Aus Protest gegen das nunmehr seit Anfang des Jahres schwebende Verfahren traten Bachteyar und drei weitere seiner Landsleute aus Dessau in Hungerstreik vor dem Magdeburger Landtag. Ohne Erfolg.

Grundlage für das Widerrufsverfahren seien die Lageberichte des Auswärtigen Amtes, sagt Minhell. Darin wurde der Nordirak 1997 als eine "inländische Fluchtalternative" und damit als sicher erklärt. "Leider" sei der alte Lagebericht von der rot-grünen Regierung in seinen Grundzügen fortgeschrieben worden, beschwert sich der Ausländerbeauftragte.

Heftige Kritik an den Irak-Lageberichten übte auch die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl. Die benutzten Quellen seien "veraltet und tendenziös zitiert". Menschenrechtsverletzungen erschienen als "zusammenhanglose Anhäufung von Einzelfällen".

"Ich hoffe, dass die neue Regierung ihren Lagebericht bald ändert." Bachteyar ist sich sicher, dass dann einer Familienzusammenführung nichts mehr im Wege steht. Doch bis dahin "tötet deutsche Bürokratie mich langsam, das ist fast schlimmer als ein Schuss aus Saddams Gewehren."

Lausitzer Rundschau, 6.10.

Asyl ist möglich, aber ohne Familie

Politisch Verfolgter verzweifelt an Bürokraten

Aus Dessau berichtet KATRIN NEUBAUER, ADN "Ich fühle mich einsam, lebe nur noch von Tabletten." Nervös zieht Bachteyar an seiner Zigarette. Der 47-jährige Kurde aus Bagdad wartet seit drei Jahren auf eine Genehmigung, seine Frau und seine vier Kinder nach Deutschland zu holen.

Der Fernsehjournalist war Anfang 1996 in die Bundesrepublik geflohen, nachdem im Irak die Todesstrafe "wegen staatsfeindlicher Fernsehberichte" gegen ihn verhängt worden war, erzählt er. Ein Jahr später habe ihm das Magdeburger Verwaltungsgericht als politisch Verfolgten unbefristetes Bleiberecht gewährt. Als er einen Antrag auf Familienzusammenführung stellte, legte der Bundesbeauftragte für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge Widerspruch gegen die Asylanerkennung ein. Bachteyars Fall ist einer von rund 200 in Sachsen-Anhalt und über 1 000 in Deutschland, berichtet der Dessauer Ausländerbeauftragte Razak Minhell. "Die Widerrufsverfahren wurden bei den Leuten eingeleitet, die Antrag auf Familienzusammenführung stellten." Das bestätigte ein Sozialarbeiter im Eine-Welt-Haus in Halle. "Wenn Asylberechtigte aus dem Nord-Irak ihre Familie nachholen wollen, kommt in der Regel das Widerrufsverfahren" Die Folge: Das Asylrecht entfällt.

Aus Protest gegen das nunmehr seit Anfang des Jahres schwebende Verfahren traten Bachteyar und drei weitere seiner Landsleute aus Dessau in Hungerstreik vor dem Magdeburger Landtag. Ohne Erfolg.

Grundlage für das Widerrufsverfahren seien die Lageberichte des Auswärtigen Amtes, sagt Minhell. Darin wurde der Nordirak 1997 als eine "inländische Fluchtalternative" und damit als sicher erklärt. "Leider" sei der alte Lagebericht von der rot-grünen Regierung in seinen Grundzügen fortgeschrieben worden, beschwert sich der Ausländerbeauftragte.

Heftige Kritik an den Irak-Lageberichten übte auch die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl. Die benutzten Quellen seien "veraltet und tendenziös zitiert". Menschenrechtsverletzungen erschienen als "zusammenhanglose Anhäufung von Einzelfällen".

"Ich hoffe, dass die neue Regierung ihren Lagebericht bald ändert." Bachteyar ist sich sicher, dass dann einer Familienzusammenführung nichts mehr im Wege steht. Doch bis dahin "tötet deutsche Bürokratie mich langsam, das ist fast schlimmer als ein Schuss aus Saddams Gewehren."

Lausitzer Rundschau, 6.10.

Asyl ist möglich, aber ohne Familie

Politisch Verfolgter verzweifelt an Bürokraten

Aus Dessau berichtet KATRIN NEUBAUER, ADN "Ich fühle mich einsam, lebe nur noch von Tabletten." Nervös zieht Bachteyar an seiner Zigarette. Der 47-jährige Kurde aus Bagdad wartet seit drei Jahren auf eine Genehmigung, seine Frau und seine vier Kinder nach Deutschland zu holen.

Der Fernsehjournalist war Anfang 1996 in die Bundesrepublik geflohen, nachdem im Irak die Todesstrafe "wegen staatsfeindlicher Fernsehberichte" gegen ihn verhängt worden war, erzählt er. Ein Jahr später habe ihm das Magdeburger Verwaltungsgericht als politisch Verfolgten unbefristetes Bleiberecht gewährt. Als er einen Antrag auf Familienzusammenführung stellte, legte der Bundesbeauftragte für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge Widerspruch gegen die Asylanerkennung ein. Bachteyars Fall ist einer von rund 200 in Sachsen-Anhalt und über 1 000 in Deutschland, berichtet der Dessauer Ausländerbeauftragte Razak Minhell. "Die Widerrufsverfahren wurden bei den Leuten eingeleitet, die Antrag auf Familienzusammenführung stellten." Das bestätigte ein Sozialarbeiter im Eine-Welt-Haus in Halle. "Wenn Asylberechtigte aus dem Nord-Irak ihre Familie nachholen wollen, kommt in der Regel das Widerrufsverfahren" Die Folge: Das Asylrecht entfällt.

Aus Protest gegen das nunmehr seit Anfang des Jahres schwebende Verfahren traten Bachteyar und drei weitere seiner Landsleute aus Dessau in Hungerstreik vor dem Magdeburger Landtag. Ohne Erfolg.

Grundlage für das Widerrufsverfahren seien die Lageberichte des Auswärtigen Amtes, sagt Minhell. Darin wurde der Nordirak 1997 als eine "inländische Fluchtalternative" und damit als sicher erklärt. "Leider" sei der alte Lagebericht von der rot-grünen Regierung in seinen Grundzügen fortgeschrieben worden, beschwert sich der Ausländerbeauftragte.

Heftige Kritik an den Irak-Lageberichten übte auch die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl. Die benutzten Quellen seien "veraltet und tendenziös zitiert". Menschenrechtsverletzungen erschienen als "zusammenhanglose Anhäufung von Einzelfällen".

"Ich hoffe, dass die neue Regierung ihren Lagebericht bald ändert." Bachteyar ist sich sicher, dass dann einer Familienzusammenführung nichts mehr im Wege steht. Doch bis dahin "tötet deutsche Bürokratie mich langsam, das ist fast schlimmer als ein Schuss aus Saddams Gewehren."