Weser Kurier, 2.10.99

Kurden bieten Gespräche an

Doppelmord war "barbarischer Akt"

Bremen. Wochen nach der brutalen Ermordung eines jungen kurdischen Paares haben sich jetzt Sprecher der kurdischen Gemeinde in Bremen zu der Tat geäußert. In einem Gespräch mit unserer Zeitung distanzierten sie sich "von dieser barbarischen Tat". Gleichzeitig boten sie der Polizei an, ihnen bei den weiteren Ermittlungen zu helfen.

Wie berichtet, hatte die Mordkommission die drei mutmaßlichen Täter gefasst. Noch völlig unklar ist jedoch, warum die beiden jungen Leute sterben mussten. "Es ist gut, dass die Täter gefasst wurden. Aber für uns ist ebenso wichtig, was ihr Motiv war", betonte eine Sprecherin.

Die beiden Sprecher des Vereins "Mesopotamisches Volkshaus" schlossen kategorisch aus, dass die kurdische Befreiungsbewegung PKK, die in Deutschland verboten ist, hinter dem Mord stecken könnte. "Die PKK konzentriert sich zur Zeit mit ihrer ganzen Kraft auf die Friedensverhandlungen in der Türkei. So eine Tat würde die PKK über die Bremer Landesgrenzen hinaus enorm in Misskredit bringen." Die Sprecher gingen auch darauf ein, warum die Mehrheit der von der Polizei vernommenen Kurden bisher schwiegen. "Viele Kurden hegen auf Grund ihrer bitteren Erfahrungen in ihrem Heimatland großes Misstrauen gegenüber der Polizei."

Die Bremer Kriminalpolizei widersprach auf Nachfrage einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus", wonach die Ermittler überzeugt sein sollen, die PKK stecke hinter dem Verbrechen. "Eher das Gegenteil ist richtig. Wir haben große Zweifel an dieser Theorie", sagte gestern ein Beamter.

Rose Gerdts-Schiffler