junge Welt 1.10.1999

PKK erneut dialogbereit

Erklärung Abdullah Öcalans verbreitet

Der in der Türkei inhaftierte PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan hat in einer schriftlichen Erklärung den Vorschlag konkretisiert, eine Gruppe der kurdischen Guerilla ARGK als Friedensdelegation in die Türkei zu schicken. Wie seine Rechtsanwälte jetzt mitteilten, soll diese Gruppe an einem »gesetzlichen Prozeß« für eine demokratische Republik teilnehmen. »Die gesamten bewaffneten Kräfte der PKK« seien bereit, sich an einem solchen Prozeß zu beteiligen. Allerdings müsse dafür, »um neue Spannungen auszuschließen, der entsprechende gesetzliche und politische Rahmen unverzüglich geschaffen werden«, heißt es weiter in der Erklärung, die vom Kurdistan Informationszentrum Berlin verbreitet wurde.

Der Generalsekretär des Menschenrechtsvereins IHD in Ankara, Nazmi Gür, wies indes die offizielle Darstellung zu den Vorfällen im Ulucanlar-Gefängnis Ankara, die teilweise von den internationalen Nachrichtenagenturen übernommen worden war, zurück. Der Protest gegen die Haftbedingungen war von Ankara als »Meuterei« ausgegeben worden.

Scharf kritisierte inzwischen der Präsidialrat der PKK den vor wenigen Tagen veröffentlichten Antiterrorismusbericht des türkischen Generalstabs. Darin werde auf der Entschlossenheit der türkischen Streitkräfte beharrt, »so lange zu kämpfen, bis der letzte Terrorist unschädlich gemacht« sei. Es werde Kapitulation von der PKK verlangt und weiterhin auf Unterdrückung und Zerstörung gesetzt. Ziel der PKK aber sei Frieden, Freiheit und Demokratie.