Frankfurter Rundschau 31.8.1999

Behörden blockieren Vergabe von Hilfsgütern

öhl ATHEN, 30. August. Zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben im Nordwesten der Türkei gibt es immer noch erhebliche Schwierigkeiten bei der Versorgung der Überlebenden. Laut einem Bericht der Istanbuler Zeitung Radikal konnte ein israelisches Schiff mit 750 Tonnen Hilfsgütern an Bord erst nach drei Tagen entladen werden, weil der türkische Zoll die Waren zunächst nicht freigab. In anderen Fällen sollen die Zollbehörden sogar aus dem Ausland gelieferte Zelte tagelang zurückgehalten haben, berichten türkische Zeitungen. Für die Obdachlosen, deren Zahl inzwischen mit 600 000 angegeben wird, gibt es erst gut 78 000 Zelte, von denen sich viele während der jüngsten Regenfälle als nicht wasserdicht erwiesen. Von dem Angebot, Verletzte auf Hospitalschiffen der 6. US-Flotte versorgen zu lassen, machten die Behörden bisher keinen Gebrauch. Zwar liegen drei Schiffe der US-Marine seit einer Woche im Golf von Izmit vor Anker, aber die mehr als 600 Betten sind leer. Gesundheitsminister Osman Durmus hatte erklärt, sein Land brauche keine medizinische Hilfe.

Nach neuesten offiziellen Angaben wurden mehr als 14 000 Todesopfer geborgen. Nahezu 30 000 Leichen werden noch unter Trümmern der eingestürzten Häuser vermutet. Das Beben hat nach Angaben des Krisenstabes in Ankara 72 412 Gebäude einstürzen lassen oder so schwer beschädigt, dass sie unbewohnbar sind.