Yahoo, 28. August 1999, 23:17 Uhr

Türkei - Sorge um 600.000 Obdachlose

von: law

Istanbul, 28. Aug - Angesichts des nahenden Winters gilt eine der Hauptsorgen in dem türkischen Erdbebengebiet den schätzungsweise 600.000 Obdachlosen. Die Nachrichtenagentur Anatolien meldete am Samstag unter Berufung auf das Krisenzentrum in Ankara, in der Katastophenregion im Nordwesten des Landes seien sieben Zeltstädte errichtet worden, die über 42.000 Menschen aufnehmen könnten. Die Zeitung "Milliyet" berichtete, Japan und die Niederlande hätten 43.000 vorgefertigte Häuser angeboten. Die USA wollten Zeltunterkünfte mit sanitären Anlagen und Kocheinrichtungen für mehr als 20.000 Personen bereitstellen. Bei dem Beben am 17. August waren nach jüngsten Angaben rund 13.500 Menschen getötet worden.

Der finnische Ministerpräsident Paavo Lipponen hatte am Freitag in seiner Eigenschaft als EU-Ratspräsident mitgeteilt, die Europäische Union wolle zusätzlich zu den vier Millionen Euro für humanitäre Hilfe bis zu 40 Millionen Euro (etwa 80 Millionen Mark) für den Bau von Wohnungen zur Verfügung stellen. Zudem sollten 135 Millionen Euro für die Türkei freigegeben werden, die bislang durch den Widerstand Griechenlands und des Europäischen Parlaments blockiert sind. Auch die Weltbank und der Internationale Währungsfonds wollen sich engagieren. Nach Angaben der UNO schätzen türkische Regierungsvertreter die Folgekosten des Erdbebens auf rund zehn Milliarden Dollar.

In dem Katastrophengebiet gingen die Aufräumarbeiten inzwischen weiter. In Gölcük, einer der am schwersten betroffenen Städte, schien am Samstagvormittag nach starken Regenfällen wieder die Sonne. Um Plünderungen zu verhindern, bewachten im verlassenen Stadtzentrum Polizisten und Soldaten beschädigte Gebäude. Die Geschäfte blieben geschlossen.

Das Krisenzentrum teilte mit, der Verkehr auf dem Land- und Seeweg in das Gebiet habe sich wieder normalisiert. Die medizinische Versorgung reiche aus, um den rund 27.000 Erdbeben- Verletzten oder Erkrankten zu helfen. Über 54.000 Gebäude seien bei dem Erdbeben der Stärke 7,4 auf der Richterskala beschädigt worden.