Yahoo, 23. August 1999, 19:37 Uhr

Türken in Deutschland werfen ihrem Staat Unfähigkeit vor

Düsseldorf (AP) Eine Dachorganisation türkischer Einwanderer in Deutschland hat den Behörden der Türkei Mangel an Hilfe für die Erdbebenopfer vorgeworfen. Die in Düsseldorf beheimatete Föderation der Immigrantenvereine aus der Türkei (GDF) forderte am Montag die Regierung unter Ministerpräsident Bülent Ecevit zum Rücktritt auf. Meldungen über Chaos im Katastrophengebiet nähmen überhand. «Was als sicher gilt, ist die Unfähigkeit des türkischen Staates, die Hilfe vor Ort zu organisieren und damit das Leid der Überlebenden zumindest zu lindern.» Offizielle Stellen beschränkten sich auf Bekanntmachungen über eine religiös korrekte Bestattung der Toten.

Unterdessen entstünden vielerorts nichtstaatliche Initiativen, die sich bemühten, konkrete Hilfe zu leisten beziehungsweise Hilfe aus dem Ausland zu koordinieren, erklärte die Organisation. Höchste Stellen versuchten, die Verantwortung des Staates klein zu reden und Kritik als Landesverrat hinzustellen. Kritische Berichterstattung werde als Panikmache diffamiert. Dabei sei gerade das verspätete Eingreifen des Staates Schuld an der hohen Zahl der Todesopfer. Zudem befürchte man, dass es, «wie nach jeder Erdbebenkatastrophe in der Türkei», wieder Berichte über das Verschwinden oder Versanden von Hilfslieferungen oder Geldspenden geben werde.