Merkur online, 23.8.1999

Istanbul ist vom nächsten Beben direkt bedroht

Paris (dpa) - Nach dem verheerenden Erdbeben in der Region um die türkische Stadt Izmit droht der Millionen-Metropole Istanbul das nächste heftige Beben. «Istanbul ist direkt bedroht», erklärte der Leiter der Tektonischen Abteilung am Geophysikalischen Institut in Paris, Paul Tapponier, der französischen Sonntagszeitung «Le Journal du Dimanche».

Als Begründung erklärte er, dass das jüngste Beben auf die von 1939, 1942, 1943, 1944, 1957 und 1967 folgte. Jedes Mal habe sich das Epizentrum der Beben in Richtung Westen verlagert. Izmit sei seit 1967 eine «kritische Zone» gewesen.

«Nach Izmit konzentriert sich der Druck nun auf das Marmara-Meer südlich von Istanbul. Das Beben im Marmara-Meer kann in einer Woche, in einem oder in zehn Jahren erfolgen», sagte Tapponier. Eine konkrete zeitliche Vorhersage sei leider nicht möglich. Die auf der anatolischen Platte gelegene Türkei sei von drei weiteren umgeben: der eurasischen, der afrikanischen und der arabischen. «Wegen des Drucks der arabischen Platte kann man auf den nordanatolischen Graben eine Serie heftiger Erdbewegungen ausmachen, deren Geschwindigkeit im Schnitt zwei Zentimeter pro Jahr ausmacht», betonte der französische Wissenschaftler.