taz, 23.8.1999

KURZMELDUNGEN

Premier Ecevit: Hilfe für alle Opfer

Der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit hat am Samstagabend den Erdbebenopfern in der Westtürkei Hilfe zugesagt. In einer in seinem Büro aufgezeichneten Ansprache sagte er, er werde alles tun, um den Opfern des verheerenden Erdbebens zu helfen. Finanzielle Unterstützung würde gerecht verteilt werden.dpa

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Die Türkische Gemeinde in Deutschland hat an Bundesregierung, Hilfsorganisationen, Arbeitgeber und Medien appelliert, den Erdbebenopfern in der Türkei zu helfen. Nach Ansicht des Türkischen Bundes in Deutschland reicht die bisher von der Bundesregierung zugesagte Hilfe nicht aus. "Die Bevölkerung ist hilfsbereiter als die Bundesregierung", sagte der Geschäftsführer des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg, Kenan Kolat, am Sonntag in Berlin. dpa

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Aus Angst vor Seuchen sind mehrere Orte in der türkischen Erdbebenregion unter Quarantäne gestellt worden. Das berichtet die türkische Zeitung Radikal am Sonntag. Betroffen seien Gölcük und fünf Orte in der Provinz Sakarya, wo noch Tausende von Leichen unter den Trümmern vermutet werden. Die überlebenden Einwohner dürften nun ihre Wohngegend nicht mehr verlassen. dpa

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Die Bundesregierung will die Einreise für die Opfer des Erdbebens in der Türkei erleichtern. "Wir können uns vorstellen, dass Kinder nach Deutschland kommen, ohne dass sie ein Visum beantragen müssen", sagte am Wochenende der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Claus Henning Schapper. Auch von anderen nahen Verwandten der in Deutschland lebenden Türken würden keine Visa verlangt.AFP

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In Istanbul wurden die Menschen in der Nacht zum Sonntag erneut durch zwei starke Nachbeben aufgeschreckt. Ein neues großes Beben schlossen türkische Seismologen für die nahe Zukunft aber aus. Dagegen ist ein französischer Erdbebenforscher der Meinung, dass nun in der Region um Istanbul das nächste heftige Beben drohe. "Istanbul ist direkt bedroht", erklärte der Leiter der Tektonischen Abteilung am Geophysikalischen Institut in Paris, Paul Tapponier, der französischen Sonntagszeitung Le Journal du Dimanche.

Als Begründung erklärte er, dass das jüngste Beben auf die von 1939, 1942, 1943, 1944, 1957 und 1967 folgte. Jedes Mal habe sich das Epizentrum der Beben in Richtung Westen verlagert. dpa

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Angesichts der menschlichen Tragödie im Erdbebengebiet haben der Türkei auch zahlreiche Staaten ihre Hilfe angeboten, deren Beziehungen zu Ankara seit langem gespannt sind. Die türkische Tageszeitung Hürriyet dankte dem griechischen Volk am Samstag in dessen Muttersprache für seine Großzügigkeit trotz der politischen Animositäten. Griechenland hatte binnen Stunden nach dem Beben am Dienstagmorgen Ärzte, Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte entsandt. Täglich folgten weitere Hilfssendungen. Auch russische Rettungsmannschaften halfen bei der Suche nach Überlebenden, Iran bot Unterstützung bei der Bekämpfung des Brandes in der größten Ölraffinerie des Landes an. Syrien, Armenien und Irak boten Zeitungsberichten zufolge ebenfalls ihre Hilfe an. AP