Mainpost, 19.8.1999

Nicht genügend Beweismaterial

Anschläge gegen türkische Einrichtungen - Ermittlungen eingestellt

Mittwoch, 18.08.1999 - Schweinfurt Tatverdächtige für Brandanschläge im Februar gibt es zwar, für eine Anklage reichen die wenigen Indizien jedoch nicht aus.

VON KLAUS LANDECK

Rund 50 000 Mark Sachschaden entstand im Februar bei einem vermutlich von PKK-Sympathisanten ausgeführten Brandbombemanschlag auf dieses türkische Geschäft in der Friedenstraße.

Nach mehrmonatigen Ermittlungsarbeiten hat die dreiköpfige Sonderkommission der Schweinfurter Kriminalpolizei den Fall der Brandanschläge gegen türkische Einrichtungen im Stadtgebiet im Februar dieses Jahres zu den Akten gelegt. Auf Grund zahlreicher Hinweise aus der Öffentlichkeit, die damals im Schweinfurter Tagblatt ausführlich über die Geschehnisse in der Nacht vom 19. auf den 20. Februar informiert worden waren, konnten zwar fünf Tatverdächtige ermittelt werden. Mangels Beweismaterial wird gegen sie aber keine Anklage erhoben, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Hofmann.

Bei dem Quintett handelt es um junge türkische Staatsbürger im Alter zwischen 18 und 32 Jahren, die im Raum Schweinfurt wohnen, teilte der Leiter der Schweinfurter Kriminalpolizei, Karlheinz Knöchel, auf Anfrage mit. Seine Leute hatten bei den Wohnungsdurchsuchungen keine für ein Anklageverfahren ausreichende Anhaltspunkte gefunden.

Ziele der beiden Brandanschläge im Februar, bei denen es glücklicherweise keine Verletzten zu beklagen gab, waren ein türkisches Büro für Versicherungs- und Finanzdienstleistungen in der Friedenstraße, wo ein Molotowcocktail rund 50 000 Mark Sachschaden verursachte sowie das islamische Kulturzentrum in der Sudetenstraße.

Die Täter hatten hier einen Fünf-Liter-Kanister mit brennbarem Inhalt und Lunte allerdings gegen die Scheibe eines angrenzenden Lebensmittelmarktes geworfen, die nicht zerbarst.

Die Täter von damals werden dem Kreis der PKK zugeordnet, mit der die verbotene Arbeiterpartei vermutlich auf die Verhaftung Öcalans reagierte.

In der Stadt leben 3013 Menschen mit türkischem Pass (Stand 31. 12. 1998), darunter schätzungsweise 500 bis 700 Kurden.