AP, 10.08.1999, 16:12

Türkei fordert Iran zu gemeinsamen Aktionen gegen Kurden auf

Kampf gegen kurdische Guerillas zentrales Thema bei türkisch-iranischen Gesprächen über Sicherheitsfragen - Öcalan bietet erneut Ende der Kämpfe an

Ankara (AP) - Die Türkei hat Iran aufgerufen, kurdischen Rebellen keinen Unterschlupf mehr zu gewähren und gemeinsamen Militäraktionen gegen die Freischärler beiderseits der gemeinsamen Grenze zuzustimmen. Der Kampf gegen die Rebellen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) bildete das Hauptthema der am Dienstag in Ankara begonnenen Gespräche zwischen beiden Ländern über Sicherheitsfragen.

Ankara wirft Iran vor, PKK-Kämpfer auf seinem Gebiet zu beherbergen und auch die radikalislamische Opposition in der Türkei zu unterstützen. Teheran hat beides zurückgewiesen. «Wir reagieren sehr empfindlich auf dieses Thema», hatte der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit am Vorabend der Gespräche erklärt. Wie der türkische Privatsender NTV berichtete, legte die türkische Seite der iranischen Delegation Dokumente und Luftaufnahmen vor, die die Präsenz der Rebellen in Iran belegen sollen.

Unterdessen hat der von der türkischen Justiz zum Tode verurteilte PKK-Chef Abdullah Öcalan der Türkei am Dienstag erneut das Ende aller Kämpfe angeboten, wenn die türkische Regierung Schritte zur Versöhnung einleite. Darunter versteht die PKK die Aufhebung des Verbots zum Gebrauch der türkischen Sprache im Unterricht, kurdischsprachige Sendungen im Rundfunk und eine Amnestie für gefangene Kämpfer. «Wenn die Türkei bereit ist, ist die PKK auch bereit zum Frieden», heißt es in der von Öcalans Anwälten veröffentlichten Erklärung. Bereits in der vergangenen Woche hatte Öcalan einen einseitigen Waffenstillstand und den Rückzug der PKK aus dem Kampfgebiet angeordnet.

Nach Ansicht von Ministerpräsident Ecevit hat Iran inzwischen den Platz Syriens eingenommen. Syrien gewährte Jahre lang kurdischen Untergrundkämpfern aus der Türkei Unterschlupf und ließ sie in Lagern in Syrien und Libanon ausbilden. Auch Öcalan hielt sich Jahre lang in Syrien auf. Mit militärischen Drohungen zwang Ankara seinen Nachbarn im vergangenen Jahr, Öcalan auszuweisen.

Bei den Gesprächen wird die Türkei nach Ansicht von Beobachtern auch auf die Auslieferung Osman Öcalans drängen. Der Rebellenkommandeur und Bruder des PKK-Führers lebt Presseberichten zufolge in Urumijeh nahe der türkischen Grenze.

Vor Beginn der Gespräche ließ die Regierung in Teheran am Montag zwei türkische Soldaten frei, die bei einem Angriff auf iranischem Gebiet gefangen genommen wurden. Die iranische Nachrichtenagentur Irna bezeichnete die Freilassung als eine Geste guten Willens. Die Türkei hatte erklärt, die Soldaten hätten sich irrtümlich auf iranisches Gebiet verirrt. Die Grenzverletzung sei nicht beabsichtigt gewesen.