AP, 10.08.1999, 12:01

Gespräche über Sicherheitsfragen zwischen Ankara und Teheran

Kurden zentrales Thema

Ankara (AP) - Die Türkei und Iran haben am Dienstag in Ankara Gespräche über Sicherheitsfragen aufgenommen. Bei den Gesprächen will Ankara dem Vernehmen nach darauf dringen, dass Teheran kurdischen Rebellen keinen Unterschlupf gewährt. Stattdessen solle Iran militärisch gegen die Kurden vorgehen, die sich auf iranischer Seite der Grenze aufhalten. «Wir reagieren sehr sensibel auf dieses Thema», sagte der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit am Vorabend der Gespräche.

Iran weist den Vorwurf zurück, Rebellen Unterschlupf zu gewähren, die seit 15 Jahren gegen türkische Truppen kämpfen. Türkische Tageszeitungen berichteten, die Türkei werde der iranischen Delegation Dokumente und Luftaufnahmen überreichen, die die Präsenz der Rebellen in Iran belegten. Die Regierung wolle Teheran auffordern, die Rebellen in ihren Territorien anzugreifen.

Zu Beginn der Gespräche bestätigte der Vorsitzende der türkischen Delegation, der Staatssekretär im Innenministerium Yahya Gur, die geplante Übergabe von Dokumenten. Er hoffe, einen Konsens bei aktuellen Problemen zu erreichen. Nach Ansicht von Ministerpräsident Ecevit hat Iran inzwischen den Platz Syriens eingenommen. Syrien nahm jahrelang kurdische Flüchtlinge aus der Türkei auf. Mit militärischen Drohungen zwang Ankara seinen Nachbarn im vergangenen Jahr, die Flüchtlinge auszuweisen.

Bei den Gesprächen wird die Türkei nach Ansicht von Beobachtern auch auf die Auslieferung Osman Öcalans drängen. Der Rebellenkommandeur und Bruder des zum Tode verurteilten PKK-Führers Abdullah Öcalan lebt Presseberichten zufolge in der iranischen Stadt Orumijeh nahe der türkischen Grenze. Die Türkei wirft Iran vor, auch andere radikalislamische Gruppen zu unterstützen, die nach türkischen Informationen einen Sturz der Regierung in Ankara planen.

Unterdessen beschuldigte Iran seinen Nachbarn, iranische Dissidenten aufgenommen zu haben. Die Türkei wies diesen Vorwurf zurück. Auch die engeren Beziehungen der Türkei mit Israel erregen das Misstrauen Teherans. Es wurde erwartet, dass die iranische Delegation beide Themen bei den Gesprächen vorbringen würde.

Vor Beginn der Gespräche ließ die Regierung in Teheran am Montag zwei türkische Soldaten frei, die bei einem Angriff auf iranischem Gebiet gefangen genommen wurden. Die iranische Nachrichtenagentur Irna bezeichnete die Freilassung als eine Geste guten Willens. Die Türkei hatte erklärt, die Soldaten hätten sich irrtümlich auf iranisches Gebiet verirrt und der Angriff sei nicht beabsichtigt gewesen.