Die Welt, 10.8.

Jetzt sollte Ecevit handeln

Kommentar von Dietrich Alexander Die verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) gibt sich derzeit außerordentlich friedliebend. Ihr Image einer gefürchteten Terrororganisation beginnt zu verblassen angesichts immer neuer, Aufsehen erregender Avancen an die türkische Regierung. Ihr Anführer Abdullah Öcalan, nach dem Todesurteil mit einem Bein bereits auf dem Schafott, hat diese neue Linie vorgegeben. Schon den Prozess auf Imrali nutzte er als Forum, seine Hoffähigkeit auf politischer Gesprächsebene unter Beweis zu stellen. Jetzt will die PKK als politische Partei reüssieren und den bewaffneten Kampf endgültig beenden. Ohne Zweifel sind dies Zeichen der Schwäche. Die PKK ist militärisch besiegt und zermürbt. Doch ihre Angebote sind taktischer Natur: Sie schieben den Schwarzen Peter der türkischen Regierung zu. Die verweigert bislang jeglichen Dialog. Sollte sie bei dieser Haltung bleiben, wird alle Welt fragen, warum sie nicht wenigstens versucht hat, mit der PKK zu einer friedlichen Lösung zu kommen. Der Ball liegt im Feld von Bülent Ecevit. Er sollte sich genau überlegen, wohin er spielt.