Walsroder Zeitung, 5.8.

Türkei beschwert sich über US-Regierungsvertreter

Ankara (Reuters) - Die Türkei hat sich bei ihrem Nato-Partner USA über die Äußerungen eines US-Regierungsbeamten während dessen Reise durch die Türkei beschwert. Der als Abteilungsleiter im US-Außenministerium für Demokratie, Menschenrechte und Arbeit zuständige Harold Hongju Koh bereist seit vergangener Woche vornehmlich den Südosten der Türkei. In seinem Verhalten und in einigen Äußerungen habe er teils keine Rücksicht auf Empfindlichkeiten der Türkei genommen, sagte ein Sprecher des türkischen Außenministeriums heute in Ankara. "Wir haben die US-Botschaft auf das Thema aufmerksam gemacht", sagte der Sprecher, ohne nähere Angaben zu machen. Türkische Zeitungen kritisierten Koh als neugierig in seinen Gesprächen mit Einheimischen über die Rechte der Kurden. "Er durchstreift den Südosten wie ein Ermittlungsbeamter", schrieb die Boulevardzeitung "Star Daily" heute. Koh wird morgen zu offiziellen Gesprächen in Ankara erwartet. Westliche Alliierte haben die Türkei in der Vergangenheit wiederholt kritisiert wegen mutmaßlicher Menschenrechtsverletzungen in Südostanatolien und der Gefechte zwischen türkischem Militär und kurdischen Unabhängigkeitskämpfern seit 1984. Bei den Auseinandersetzungen starben bislang etwa 30.000 Menschen. Die Türkei weigert sich, die zehn Millionen Kurden als Minderheit anzuerkennen. Am Dienstag hatte der zum Tode verurteilte Führer der kurdischen Arbeiterpartei (PKK), Abdullah Öcalan, seine Partei zum Ende des bewaffneten Kampfes aufgerufen.