Gelnhäuser Tageblatt, 21.7.99

Häftlinge in der Türkei nehmen Wächter als Geiseln

Unterstützung für Hungerstreikende

ANKARA (AP). Linksgerichtete Häftlinge haben in vier türkischen Gefängnissen in Cankiri und Ankara insgesamt 30 Wächter als Geiseln genommen. Wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Anatolia am Dienstag meldete, wollten sie mit der Geiselnahme zwei hungerstreikende Insassen in einem anderen Gefängnis in Eskisehir unterstützen.

Die Häftlinge sind nach Angaben von Anatolia Mitglieder in zwei verbotenen linksgerichteten Gruppen, der Türkischen Kommunistischen Arbeiterbefreiungspartei (Tikko) und der Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front. Den beiden seit 63 Tagen hungerstreikenden Tikko-Mitgliedern wird derzeit der Prozeß gemacht. Ihnen wird vorgeworfen, Anfang des Jahres einen Bombenanschlag verübt zu haben, bei dem der Gouverneur von Cankiri, nördlich von Ankara, verletzt worden war. Die Hungerstreikenden fordern, aus ihrer Einzelhaft in Trakte verlegt zu werden, in denen ihre Gesinnungsgenossen untergebracht sind. Etwa 9.000 politische Häftlinge, meist kurdische Rebellen und Mitglieder linksgerichteter Gruppen, sitzen in türkischen Gefängnissen. Dort kommt es des öfteren zu Unruhen, die die Polizei häufig gewaltsam beendet.