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Kurden müssen vor Gericht

Anklage wegen Besetzung und Geiselnahme in Leipzig

LEIPZIG/BERLIN, 15. Juli (afp/rtr/ dpa). Wegen der Besetzung des griechischen Generalkonsulats in Leipzig durch Sympathisanten der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Februar hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen sechs mutmaßliche Rädelsführer erhoben. Ein Termin für den Prozeß vor dem Landgericht Leipzig stand zunächst noch nicht fest. Den Kurden im Alter zwischen 20 und 36 Jahren werde gemeinschaftliche Geiselnahme, Landfriedensbruch im besonders schweren Fall und schwerer Hausfriedensbruch vorgeworfen, teilte ein Justizsprecher am Donnerstag in Leipzig mit.

Die Männer sollen am 16. Februar aus Protest gegen die Festnahme von PKK-Führer Abdullah Öcalan das Generalkonsulat besetzt und drei Menschen als Geiseln genommen haben. Die Polizei hatte das von 73 Kurden besetzte Gebäude gestürmt und die Geiseln unverletzt befreit. Ein Großteil der Besetzer wurde inzwischen zu Bewährungsstrafen zwischen acht und 19 Monaten verurteilt.

In Berlin begann der Prozeß gegen einen 27jährigen Kurden, dem unter anderem schwerer Landfriedensbruch zur Last gelegt wird. Er soll am 17. Februar vor dem israelischen Generalkonsulat und am Tag zuvor bei einer Demonstration am griechischen Konsulat Polizisten mit einer Eisenstange angegriffen haben. Die Verteidigung forderte ein Gutachten über die Schuldfähigkeit ihres Mandanten. Er leide möglicherweise an den psychischen Folgen von Folter, die er in der Türkei erlitten habe.

Das Landgericht Hamburg verurteilte vier Kurden wegen der Besetzung der SPD-Zentrale am 17. Februar zu je einem Jahr Haft auf Bewährung.