Berliner Zeitung, 16.7.

Kurde soll Polizisten mit Hammer attackiert haben

Dritter Prozeß nach Krawallen vom Februar

Von Sabine Deckwerth

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen begann am Donnerstag ein weiterer Prozeß im Zusammenhang mit den Kurden-Krawallen vom Februar dieses Jahres. Erstmals muß sich ein Angeklagter nicht nur wegen der Beteiligung an den Krawallen am israelischen, sondern auch am griechischen Konsulat verantworten.

Justizwachtmeister kontrollierten am Eingang des Landgerichts in Moabit alle Zuhörer. Taschen wurden auf Anordnung des Vorsitzenden Richters nach Waffen, Messern und "Wurfgegenständen" wie Flaschen oder Obst durchsucht. All das durfte nicht in den Gerichtssaal mitgenommen werden. Fünf Wachtmeister saßen im Saal, um mögliche Störungen zu verhindern.

Der 27jährige Kurde Eyyüp C. ist unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs und Körperverletzung angeklagt. Er soll am 16. Februar vor dem griechischen Generalkonsulat mit einem Eisenhammer auf den Kopf eines Polizeibeamten gezielt haben, ohne den Mann jedoch zu treffen. Aufgebrachte Kurden hatten nach der Festnahme des Kurdenführers Öcalan zunächst das griechische Konsulat besetzt und verwüstet. Dabei war ein Millionenschaden entstanden. Die Polizei hatte die Besetzer abziehen lassen, um größere Schäden zu vermeiden.

Einen Tag später war der Kurde unweit des israelischen Generalkonsulats aufgefallen, wo er mit einer Eisenstange auf einen Polizisten losgegangen sein soll. Kurden stürmten an diesem Tag das israelische Generalkonsulat, wobei vier Kurden von israelischen Wachleuten erschossen wurden.

"Ich bin der Ansicht, daß er mit dabei war", sagte ein 31jähriger Polizeibeamter über den Angeklagten. Ein weiterer Beamter sprach von einer "aggressiven Stimmung" unter den Kurden vor der israelischen Vertretung.

Der 27jährige Eyyüp C. selbst schwieg. Er lebt als politischer Flüchtling in Deutschland. Einem Gutachten zufolge leidet er unter Ängsten und Panikattacken, die offenbar aus Erfahrungen mit türkischen Polizisten herrühren. Wenn das Gespräch auf Polizisten komme, reagiere er sehr verängstigt, sagte die Gutachterin. Eyyüp C. ist der dritte wegen der Kurden-Krawalle Angeklagte vor dem Berliner Landgericht. Am 2. Juli wurde ein 31jähriger für gewalttätige Ausschreitungen vor dem israelischen Generalkonsulat zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, weil er mit einem Holzknüppel auf Polizisten losgegangen war. Das Gericht erkannte damals auf verminderte Schuld, weil der Mann nach Folterungen in der Heimat unter psychischen Schäden litt. Ein weiterer Prozeß war Mitte Juni wegen organisatorischer Pannen und Terminschwierigkeiten geplatzt. (mit dpa)