Frankfurter Rundschau 2.7.99

Ecevit verwahrt sich gegen Druck aus Europa

ISTANBUL/BERLIN, 1. Juli (afp). Der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit hat sich gegen politischen Druck aus Europa im Fall des zum Tode verurteilten PKK-Chefs Abdullah Öcalan verwahrt. "Niemand hat das Recht, sich in unsere inneren Angelegenheiten einzumischen", sagte Ecevit nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag in Ankara.

Auf die Möglichkeit angesprochen, daß sich das Verhalten der Türkei in dieser Frage auf die angestrebte EU-Mitgliedschaft des Landes auswirken könne, sagte Ecevit: "Die EU lehnt ja schon unsere Kandidatur ab." Druck auf die Türkei werde keine Wirkung zeigen, sagte der als Europa-Skeptiker bekannte Ecevit. Wenn die Europäer sich in den gesetzlichen Ablauf des Falles einmischen wollten, "dann wird die türkische Gesellschaft das zurückweisen". Mehrere europäische Regierungen hatten einen Verzicht auf eine Hinrichtung Öcalans gefordert. Der PKK-Vorsitzende war wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden.

In Deutschland wurden auch zwei Tage nach dem Todesurteil gegen Öcalan wieder einige Anschläge auf türkische Einrichtungen verübt, bei denen die Polizei einen Zusammnehang mit dem Öcalan-Urteil nicht auschließt. In Dortmund nahm die Polizei zwei Kurden fest, die im Verdacht stehen, am frühen Donnerstag morgen einen Brandsatz in eine türkische Teestube geworfen zu haben