Freie Presse, 29.6. 99

Weitere kurdische Konsulatsbesetzer in Leipzig verurteilt

Leipzig (dpa/sn) - Das Amtsgericht Leipzig hat am Montag fünf weitere kurdische Besetzer des griechischen Generalkonsulats in der Messestadt zu Bewährungsstrafen zwischen zehn und 15 Monaten verurteilt. Das Schöffengericht sprach die 22 bis 43 Jahre alten Angeklagten des gemeinschaftlichen schweren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit Hausfriedensbruch schuldig.

Bereits in der vergangenen Woche hatte das Leipziger Amtsgericht fünf kurdische Konsulatsbesetzer zu Bewährungsstrafen von bis zu 14 Monaten verurteilt. In den nächsten Wochen müssen sich noch mehrere Dutzend weitere Angeklagte vor Gericht verantworten. Der nächste Prozeß mit vier Beschuldigten beginnt an diesem Dienstag.

Am 16. Februar hatten 73 Kurden aus Protest gegen die Festnahme von Kurdenführer Abdullah Öcalan das griechische Konsulat in Leipzig besetzt und drei Menschen als Geiseln genommen. Zehn Stunden nach der Besetzung stürmte die Polizei das Gebäude und befreite die Geiseln. Öcalan steht derzeit in der Türkei vor Gericht. In dem Hochverratsprozeß wird an diesem Dienstag ein Urteil erwartet. Im Falle eines Schuldspruchs droht ihm die Todesstrafe.

Die sächsische Polizei wurde in Alarmbereitschaft versetzt, um bei möglichen Ausschreitungen von Anhängern Öcalans im Freistaat sofort einschreiten zu können.