Rheinische Post 22.5.1999

Rund 8.000 Kurden bei Demonstration für Öcalan
Großkundgebung in Düsseldorf verläuft friedlich

Düsseldorf (AP). Neun Tage vor Beginn des Prozesses gegen Abdullah Öcalan in der Türkei haben am Samstag rund 8.000 Kurden auf einer Großkundgebung in Düsseldorf Freiheit für den PKK-Chef gefordert. Auf der mehrstündigen Demonstration durch die Innenstadt forderten die Teilnehmer aus der ganzen Bundesrepublik einen fairen Prozeß für Öcalan und kritisierten dessen "Vorverurteilung durch türkische Politiker und Medien". Die sämtlich mit weißen Laken bekleideten Demonstranten skandierten auf der Abschlußkundgebung: "Öcalan ist der einzige Hoffnungsträger der kurdischen Sache" und "Wir lieben ihn über alles".

Die Kundgebung unter dem Motto "Freiheit für Öcalan - Frieden in Kurdistan" fand unter starker polizeilicher Sicherung statt. Einsatzleiter Jörg Pionke würdigte die Demonstration im Gespräch mit AP als "friedliche und gewaltfreie" Aktion der Kurden. Nur vereinzelt seien Fahnen und Symbole der auch in Deutschland verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) gezeigt worden. Da bei einer so großen Teilnehmerzahl Gewalttätigkeiten nicht auszuschließen waren, hatte die Polizei starke Kräfte auch des Bundesgrenzschutzes in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt beordert.
"Ich bin Öcalan", hieß es auf Transparenten der kurdischen Kundgebungsteilnehmer, die der Türkei Folter und Menschenrechtsverletzungen vorwarfen.  Sprecher der Veranstalter forderten internationalen Druck auf die Türkei und demokratische Rechte für ihre Landsleute. Öcalan wurde auf Plakaten und Flugblättern als "Freiheitssymbol des kurdischen Volkes" bezeichnet. Kurden-Sprecher verwiesen auf den am 31. Mai beginnenden Prozeß gegen Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer.  "Angesichts der Vorverurteilung des PKK-Führers durch Politiker und Medien in der Türkei scheint die Verhängung der Todesstrafe bereits festzustehen", beklagten die Demonstranten.
Bei der Abschlußkundgebung vor dem Düsseldorfer Schauspielhaus ließen die Veranstalter 50 als Henker in Schwarz verkleidete Männer mit großen blutigen Sicheln durch die Reihen der Teilnehmer schreiten. Auf dem Podium hatten sie einen Galgen errichtet, unter dem einem Mann in der Rolle des PKK-Führers der Strick um den Hals gelegt wurde. "Das kurdische Volk und seine Freunde werden ihre Aktionen so lange fortsetzen, bis Öcalan frei ist", hieß es auf einem Plakat.