Frankfurter Rundschau, 12.05.1999

Chefideologe türkischer Linksextremisten angeklagt

KARLSRUHE, 11. Mai (dpa). Generalbundesanwalt Kay Nehm hat gegen den früheren stellvertretenden Deutschlandführer vom sogenannten Karatas-Flügel der verbotenen türkisch-linksextremistischen Organisation Devrimci Sol (DHKP-C) Anklage erhoben. Der Chefideologe muß sich demnächst wegen Verdachts der Rädelsführerschaft in einer terroristischen Vereinigung, Brandstiftung sowie Beihilfe zum versuchten Totschlag und zur gefährlichen Körperverletzung vor Gericht verantworten. Das teilte Nehm am Dienstag mit.
Der Mann soll vor vier Jahren den Befehl zu 15 Brandanschlägen auf türkische Einrichtungen mitverantwortet und 1997 den Anschlag auf einen Aktivisten des verfeindeten Yagan-Flügels gefördert haben. Der 44jährige Türke befindet sich seit November vergangenen Jahres in Untersuchungshaft. Er hatte 1993 in Deutschland politisches Asyl erhalten.
1995 hatten Karatas-Aktivisten nach Angaben der Bundesanwaltschaft mehrfach Brandsätze gegen türkische Einrichtungen geworfen. Dabei war ein Schaden in Höhe von einer halben Million Mark entstanden. Am 5.  September 1997 hätten Karatas-Anhänger auf Befehl der Führung in Hamburg versucht, einen Yagan-Aktivisten zu erschießen.