taz Bremen 12.5.1999

Foto und Fingerabdruck

Die PDS-Spitzenkandidatin Martina Renner wurde am Montag abend auf dem Nachhauseweg von der Demonstration gegen den WEU-Gipfel von der Polizei abgegriffen und erkennungsdienstlich behandelt. „Das war ein Einschüchterungsversuch“, sagt Renner.  Ein Sondereinsatzkommando hätte sich „eine Gasse zu mir durchgeprügelt“, nachdem sie von Zivilfahndern erkannt und von Freunden umringt worden war.
„Mehr oder weniger eine Zufallsaktion“ sei das gewesen, berichtet ein Sprecher der Polizei. Da ein Vorführbefehl des Amtsgerichts vorlag, sei sie mitgenommen worden. Der Grund: Renner hatte am 9. März eine Kurden-Demonstration angemeldet, auf der Kurdensymbole gezeigt worden seien. Die Staatsanwaltschaft ermittelte. Noch bevor über Renners Beschwerde gegen ihre Vorladung entschieden wurde, erfolgte der Zugriff. cd


Frankfurter Rundschau 12.5.99

Kurden-Proteste
PDS-Politikerin in Bremen von Polizisten abgeführt

stg. BREMEN, 11. Mai. Die PDS-Spitzenkandidatin für die Bremische Bürgerschaftswahl, Martina Renner, ist festgenommen und zur erkennungsdienstlichen Behandlung abgeführt worden. Anlaß der Aktion waren laut Polizei und Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen die 32jährige.  Sie habe eine Kurdendemonstration geleitet und geduldet, daß Fahnen einer verbotenen Organisation gezeigt wurden. Da Renner nicht zur Polizei habe kommen wollen, habe die Staatsanwaltschaft einen Gerichtsbeschluß erwirkt.
Da Renner sich gegen das Abführen gewehrt habe, sei ein Spezialkommando eingesetzt und „leichter Zwang“ angewandt worden. Die PDS protestierte gegen „diese polizeistaatliche Praxis“.