Aus: Kurdistan-Rundbrief, Nr. 8, Jg. 12, 21.4.1999
 

Waffen & Militär
 

Türkische Textilien für die deutschen Bundeswehr-Truppen
Am 3. Februar meldete die türkische Textilfirma Spekon (gehört zur Yegin-Gruppe) stolz einen Bundeswehrauftrag. Spekon soll 300.000 Jacken, Hosen und Pullover für die Bundeswehr fertigen. Die Firma bezifferte den Auftragswert auf ca. 18 Millionen DM. (Hurriyet, 3.2.99)

“Südosteuropäische Friedenstruppe“
Im August dieses Jahres soll das Hauptquartier der geplanten „multilateralen südosteuropäischen Friedenstruppe“ seine Arbeit aufnehmen. Das Hauptquartier wird, wie schon berichtet, in der Provinz Plovdiv in Bulgarien eingerichtet. Erster „Kommandeur“ der neuen „Friedenstruppe“ wird ein türkischer General sein. Bereits im Dezember dieses Jahres soll die „Friedenstruppe“ ihre ersten Manöver abhalten.  Beteiligt an der Truppe sind türkische, griechische, rumänische und bulgarische Einheiten.
Bei einem Besuch in Bulgarien erklärte der türkische
Verteidigungsminister Hikmet Sami Turk am 17. März, die Türkei werde sich bei dem NATO-Gipfel am 23. bis 25. April für eine baldige Aufnahme Bulgariens und Rumäniens in die NATO einsetzen. Während eines Besuchs von Staatspräsident Demirel in Bulgarien am 22. und 23. März unterzeichneten beide Regierungen u.a. ein Abkommen über den gemeinsamen „Kampf gegen den Terrorismus“. (Anadolu, 28.1.99, Anadolu, 17.3.99, Anadolu, 23.3.99)

TR kauft israelische „Popeye“-Raketen
Die Türkei und Israel haben ein Abkommen geschlossen, das den Kauf mehrerer israelischer „Popeye“-Raketen durch Ankara vorsieht. Die „Popeye“-Raketen haben eine Reichweite von 150 Kilometern.  Gleichzeitig wurde vereinbart, daß die Türkei sich an der Teilefertigung für die Popeye-Raketen künftig beteiligt. (Anadolu, 1.2.99)

Ausbildungshilfe Ungarn/Türkei
Die ungarische Armee will sich, kaum daß das Land der NATO beigetreten ist, um die Türkei um Ausbildungshilfe beim Training für ungarische Kampfpiloten bemühen. Das hat der ungarische Verteidigungsminister Janos Szabo am 1. Februar in Budapest nach einer Meldung der türkischen Agentur Anadolu angekündigt. (Anadolu, 1.2.99)

Israelische „Hochrüstung“ für türkische F-14
Die israelische Luftfahrtindustrie (IAI) wird die mit der Türkei vereinbarte Hochrüstung türkischer F-14-Kampfflugzeuge vermutlich zwei Monate vor dem ursprünglich vereinbarten Zeitplan abschließen können.  Das verkündete am 3. Februar ein Sprecher der IAI. Bereits Mitte Februar fanden die ersten Testflüge mit den umgerüsteten F-14-Maschinen statt. Das Militärabkommen zwischen beiden Staaten, das die Hochrüstung der F-14-Maschinen umfaßt, wurde 1996 geschlossen und sieht die „Modernisierung“ von insgesamt 54 F-14- Maschinen vor.  Preis: 632 Millionen US-Dollar, das sind umgerechnet etwa 1,1 Milliarden DM. (Xinhua, 3.2.99)

48 neue Polizeihubschrauber
Für den verbesserten „Kampf gegen den Terrorismus“ will die türkische Polizei bis Jahresende 48 neue Polizeihubschrauber kaufen. Weitere Hubschrauber sollen zur „Verkehrsbeobachtung“ eingesetzt werden.  Geplant ist auch der Bau von fünf neuen Hangaren für die Hubschrauber in verschiedenen Landesteilen. Am 16. März ergänzte die Zeitung „Turkiye“, der Kauf der 48 Hubschrauber werde ca. 300 Millionen Dollar kosten, die Frist für Angebote laufe am 5. April dieses Jahres aus.  (Turkish Daily News, 3.2.99, Turkiye, 16.3.99)

Türkische Militärausbildung für Albanien, Balkan- und Turk-Staaten
Am 5.2. veröffentlichte die Nachrichten-agentur Anadolu eine Übersicht über militärische „Ausbildungshilfsprogramme“ der türkischen Militärs.  Danach werden in der Türkei in 1999 insgesamt 596 Militärs aus 24 Staaten ausgebildet. Wegen der „ethnischen Bindungen“ konzentriere sich die türkische „Ausbildungshilfe“ insbesondere auf Balkanstaaten und die sogenannten „Turk-Staaten“; so Anadolu. So wurden in Albanien u.a. die sogenannten „Republikanischen Garden“ von der Türkei ausgebildet, 228 bosnische und 691 kroatische Soldaten seien in der Türkei ausgebildet worden und würden heute in ihren Ländern in 10 Panzerdivisionen und 10 Artillerieeinheiten ihren Dienst leisten.  Inzwischen leisten türkische Militärs auch „Ausbildungshilfe“ für Aserbeidschan, Turkmenistan, Kasachstan und Kirgisistan. Die Türkei habe insgesamt mit 97 Staaten Abkommen über „Freundschaft und militärische Zusammenarbeit“ geschlossen.
Am 16. Februar meldete die türkische Tageszeitung „Milliyet“, die Türkei verhandele mit Aserbeidschan über die Stationierung türkischer Soldaten in Aserbeidschan, um auf diese Weise die Route der geplanten Ölpipeline Baku-Ceyhan besser schützen zu können. Ein gleichlautender Bericht erschien acht Tage später auch in „Sabah“. (Anadolu, 5.2., Milliyet, 16.2., Sabah, 24.2.)

50 neue Sikorsky-Hubschrauber
Am 5. Februar unterzeichnete die Türkei ein Abkommen mit dem US-Konzern Sikorsky, das den Kauf von 50 Transporthubschraubern vom Typ „Black Hawk“ für die türkische Armee vorsieht. Die Transporthubschrauber werden vor allem für rasche Truppentransporte benötigt. Die Regierung in Ankara wird für die Transporthubschrauber insgesamt 560 Millionen Dollar, umgerechnet fast 1 Milliarden DM, an den US-Konzern zahlen. Bereits 1992 hatte die Türkei ein ähnliches Abkommen unterzeichnet, das den Kauf von 45 Black Hawk Hubschraubern für 420 Mio. US-Dollar vorsah, die bis 1995 geliefert wurden. Die Auslieferung soll bereits im Mai dieses Jahres beginnen. Laut Anadolu werden die Hubschrauber von der türkischen Armee „dringend“ für den „Kampf gegen separatistische Terroristen“ benötigt, also gegen die Kurden.
Für die Nachfolgelieferung war auf türkischer Seite zeitweise auch der Kauf französischer Hubschrauber geplant gewesen. Dieser Plan wurde aber nach der Verabschiedung einer Resolution in der französischen Nationalversammlung, die die Massaker an den Armeniern im ersten Weltkrieg zu Recht als „Völkermord“ klassifizierte, aufgegeben, Sikorsky kam nun erneut zum Zuge. Ganz abgebrochen haben die türkischen Militärs ihre Beziehungen nach Frankreich aber nicht. So wurde im Dezember 1998 ein neuer Vertrag mit Aerospatiale unterzeichnet, der eine gemeinsame Produktion von Anti-Tank-Raketen vom Typ Eryx vorsieht. (AFP, 5.2.99, Anadolu, 6.2.99)

Türkische Ziele im Balkankrieg
Der ständige Vertreter der Türkei bei der NATO, Onur Oymen, hat als wichtigstes Kriegsziel der Türkei im Krieg gegen Jugoslawien „die Sicherheit der türkischen Nation in Jugoslawien“ genannt. Welche „türkische Nation“ in Jugoslawien er damit meinte, ließ der NATO-Vertreter offen. Die Türkei beteiligt sich an den Luftangriffen der NATO gegen Jugoslawien seit Beginn der Angriffe mit elf F-16-Kampfflugzeugen, die im italienischen Ghedi stationiert sind.  Türkische Militärs sind außerdem mit der Anlage von Flüchtlingslagern in Albanien befaßt, der Oberkommandierende der türkischen Marine, Admiral Dervisoglu, hat erklärt, die Türkei sei auch bereit, zusätzliche Marineeinheiten in die Adria zu entsenden, wenn die NATO das wünsche. Zur Zeit sei bereits die türkische Fregatte Muavenet in der Adria im Einsatz. Bei einem Besuch in Albanien erklärte Staatspräsident Demirel, die Türkei habe bereits 6.000 Flüchtlinge aus Albanien aufgenommen. Nach Presseberichten war ein Teil dieser Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Mazedonien gegen ihren Willen und mit Gewalt in die Türkei transportiert worden. Nach türkischen Presseberichten sollen sogar bereits 7.100 Kosovo-Flüchtlinge in der Türkei angekommen sein. Nach türkischen Presseberichten hat sich die Türkei auch bereits zum Einsatz von Bodentruppen auf dem Balkan gegen Jugoslawien bereit erklärt. Ob damit für die historische Niederlage des osmanischen Reiches gegen aufständische Serben auf dem Amselfeld im heutigen Kosovo Revanche genommen werden soll, wurde in diesen Presseberichten nicht erläutert. (Anadolu, 24.3. und 25.3.99, dpa, 7.4.99, ATA, 8.4.99 u.a.)

F-16-Flugzeuge & Eurocopter-Hubschrauber aus „türkischer Fertigung“
Die türkische Rüstungsindustrie meldet stolz neue Produktionserfolge.  Dank der Überlassung von US-Technologien habe die Türkische Luft- und Raumfahrtgesellschaft (TAI) am 26. März ihr 64. „selbst produziertes“ F-16-Kampfflugzeug an die türkische Luftwaffe ausgeliefert, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu am selben Tag. Am 19. Oktober 1987 hatte TAI mit der Lizenzfertigung der F-16-Kampfflugzeuge begonnen.  Insgesamt hat der Konzern bereits 213 F-16-Kampfflugzeuge gefertigt.  40 davon waren vor kurzem an die ägyptische Luftwaffe exportiert worden. (Anadolu, 26.3.99)
Seit 1997 besitzt die TAI auch die Lizenz zum Nachbau der Transporthubschrauber „Cougar“ (deutsch: Puma) des deutsch-französischen Rüstungskonzern Eurocopter. Gleichzeitig mit der Lizenz zum Nachbau des Hubschraubers erwarb die türkische Armee damals 30 Puma MK1-Hubschrauber von Eurocopter im Wert von 2,5 Milliarden französische Franc. Ein Vertrag zum Kauf von 8 Puma-Transporthubschraubern wurde nach Berichten der französischen Tageszeitung Le Monde am 19.3.99 unterzeichnet. (Reuters, 19.3.99, Anadolu, 26.3.99)

(rül, Zusammengestellt nach Angaben des Studienzentrums Türkei (SOT), Postfach 94802, 1090 GV Amsterdam, Niederlande, Telefon: +31-20-4284061, Fax: +31-20-4284062)

V.i.S.d.P.: R. Lötzer
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