Rheinpfalz Online 12.4.1999

Kurden die Angst vor Abschiebung nehmen Fall Albersweiler: Heute Gespräch bei Landrätin

ALBERSWEILER (au). Die Zwangsabschiebung der siebenköpfigen Kurdenfamilie, die in Albersweiler (Kreis Südliche Weinstraße) lebt, kommt für Landrätin Theresia Riedmaier im Moment nicht in Frage. Das sagte sie gestern im einem Gespräch mit der RHEINPFALZ.
Der 38 Jahre alte Familienvater hatte am Freitag damit gedroht, sich selbst zu verbrennen, wenn er, seine Frau und seine fünf Kinder in die Türkei abgeschoben werden (wir berichteten am Samstag). Er sieht in seiner Heimat sich und seine Familie in Gefahr. Das türkische Urteil, mit dem er seine politische Verfolgung zu beweisen sucht, hat das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge als nicht echt beurteilt.
In einer konzertierten Aktion wollen Behörden und Kirche die Familie überzeugen, daß sie in die Türkei zurückkehren muß. Andres Gutting, der evangelische Pfarrer der Gemeinde, hat den Bundestagsabgeordneten Heiner Geißler eingeschaltet. Der CDU-Politiker soll dafür sorgen, daß eine deutsch-türkische Kommission gebildet wird, die die Sicherheit der Familie bei ihrer Rückkehr garantiert. Kirchenpräsident Eberhard Cherdron habe ebenfalls Hilfe zugesichert, damit für die sieben Kurden der Weg in ihre Heimat erträglich gemacht werde. Unterdessen solle versucht werden, ihnen die Angst vor der Abschiebung zu nehmen. „Den kollektiven Selbstmord als Alternative zum Hierbleiben kann niemand wollen“, beschreibt Gutting das gemeinsame Bemühen, doch noch eine für alle akzeptable Lösung zu finden.
Diesem Zweck dient auch ein Gespräch, zu dem sich Riedmaier heute nachmittag mit Gutting, dem Anwalt der Kurden und dem Unterstützerkreis der Familie trifft. Möglicherweise werden auch Vertreter des Innenministeriums und des Ausländerbeirats daran teilnehmen. In den Sonntagsgottesdiensten hatten die Pfarrer von Albersweiler eine ökumenische Erklärung verlesen, in der sie um Verständnis für die Not und Angst der Kurden warben. Anlaß war die Drohung verschiedener Gemeindeglieder, wegen der Hilfe für die Familie aus der Kirche auszutreten.