Berliner Zeitung 12.4.99

Demonstrationen für und gegen Nato-Einsätze
Sitzblockade vor dem US-Fliegerhorst Spangdahlem

FRANKFURT A. M., 11. April. Der Kosovo-Krieg hat auch am Wochenende wieder in Deutschland Tausende zu Demonstrationen auf die Straße gebracht. Während am Samstag in Hamburg rund 2 000 Menschen und in Stuttgart etwa 1 000 gegen die Nato-Einsätze demonstrierten, forderten in Bonn rund 2 500 „Stopp dem Genozid in Kosovo – Nato-Bodentruppen in Kosovo“. Vor dem US-Fliegerhorst Spangdahlem in der Eifel blockierten rund 50 Kriegsgegner die Haupteinfahrt für zwei Stunden. In Bielefeld protestierten rund 500 Serben gegen die Nato-Einsätze.
In Bonn hatten unter anderem die Demokratische Liga von Kosovo und die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zur Demonstration für die Unabhängigkeit der serbischen Provinz und gegen die Vertreibung der Albaner aufgerufen. GfbV-Vorsitzender Tilman Zülch verteidigte die Luftangriffe der Nato. Zülch sagte, die Opfer der Vertreibung im Kosovo müßten nach ihrer Rückkehr in freien Wahlen über die Zukunft ihres Landes entscheiden können.
Dagegen forderten die Demonstranten in Hamburg die „sofortige Beendigung des Angriffskriegs der Nato“. Nach Polizeiangaben nahmen an dem Protestmarsch auch 250 Serben, 150 Türken und Kurden sowie 200 Autonome teil. Bei der Kundgebung wurde eine Fahne von Bündnis 90/Die Grünen verbrannt. Gegen den Einsatz der US-Tarnkappenbomber von Spangdahlem aus protestierten rund 50 Menschen mit einer Sitzblockade. Die Militärflugzeuge sind dort seit Ostern stationiert. Auf Transparenten hieß es „Kein Bundeswehreinsatz in Jugoslawien“ oder „Soldaten werden jetzt Mörder“. (AP)