Neue Zürcher Zeitung 10.04.1999

Haftstrafen in der Türkei wegen Kurden-Erklärung
Vorwurf der separatistischen Propaganda

Ankara, 9. April. (Reuters) In der Türkei sind am Freitag 114 Intellektuelle und Menschenrechtler zu einjährigen Haftstrafen verurteilt worden, weil sie 1993 in einer Erklärung eine friedliche Lösung des Kurdenkonflikts gefordert hatten. Die Anklage habe auf Verbreitung separatistischer Propaganda gelautet, meldete die Nachrichtenagentur Anatolien. Unter den Verurteilten sei der Soziologe Ismail Besikci, der wegen seiner Publikationen über den Kurdenkonflikt bereits Haftstrafen über mehr als 200 Jahre erhalten hat. Menschenrechtler erklärten, die Erklärung sei von Türken und Kurden unterzeichnet und der Uno vorgelegt worden.