Zentralrat der Armenier in Deutschland e.V.

Botschaft an das kurdische Volk anläßlich des Neujahrsfestes Newroz

Liebe kurdische Freunde,
Dieses Jahr feiert das kurdische Volk das Newroz fest mit gemischten Gefühlen und unter besonderen Umständen. Die Hoffnung, daß eine friedliche Lösung der Kurdenfrage greifbar nah ist, hat sich durch die zögerliche und desinteressierte Haltung der um die Einhaltung der Menschenrechte besorgten Staaten sowie die gewaltsame Entführung von Abdullah Öcalan zerschlagen.
50 Jahre nach der Proklamation der Menschenrechtskonvention der UNO wird uns tagtäglich vorgeführt, mit welcher Doppelzüngigkeit und Heuchelei der Westen die Menschenrechte behandelt. Der Grundsatz "die Menschenrechte sind unteilbar" wirkt wie Hohn wenn die Menschenrechte zum Zwecke der Destabilisierung der politischen Lage der "Unliebsamen" Staaten instrumentalisiert werden und man bei den "befreundeten" Staaten instrumentalisiert werden und man bei den "befreundeten Staaten" beide Augen fest zudrückt.
Wie sonst sollte man es verstehen, wenn die UCK in der Provinz Kosovo mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern, die nichts anderes wollen als die Trennung des Kosovo-Gebietes von Restjugoslawien als "Befreiungsarmee" oder "Freiheitskämpfer" bezeichnet, und zur gleichen zeit die Autonomiebestrebungen der über 15 Millionen in der Türkei lebenden Kurden als "terroristische Aktionen" verurteilt werden.
Wie ist es mit den "nichtteilbaren Menschenrechten" vereinbar, wenn Dissidenten in China Gegenstand von Verhandlungen auf höchster Ebene sind und zu gleicher Zeit die Verhaftung, Verschleppung und Ermordung von Parlamentariern bzw. kurdischen Patrioten in der Türkei auf der Tagesordnung steht und vom Westen stillschweigend, Gar billigend, zur Kenntnis genommen wird?
Werden die Menschenrechte in der Türkei, Saudi-Arabien, Kuwait, Indonesien, Israel......eingehalten und nur in Ländern wie China, Libyen, Iran usw. mißachtet?
Wo sind die UNO und NATO-Schutztruppen in der Türkei, obwohl die Kurdenfrage seit über 75 Jahren existiert und die Unterdrückung der Kurden in den letzten 15 Jahren enorm zugenommen hat?
Der Völkermord an Armeniern in den Jahren 1915 bis 1922, bei dem über 1,5 Millionen Armenier massakriert wurden, ist von den USA, dem rastlose Kämpfer für Menschenrechte, und von der Bundesrepublik Deutschland bis zum heutigen Tag nicht einmal als Genozid anerkannt, weil man offensichtlich den NATO-Partner Türkei nicht verärgern will.
Anstatt sich mit ihrer blutigen Vergangenheit kritisch auseinanderzusetzen und der Gewalt gegen Menschen abzuschwören liefert die türkische Regierung tagtäglich einen neuen Beweis ihrer menschenverachtenden Politik. Das kurdische Volk ist ein weiteres Opfer des osmanisch/türkischen Gewaltherrschaft in diesem Jahrhundert, die sich stets der Unterstützung der "Großmächte" sicher war. Die geopolitischen Interessen dieser Mächte waren immer wichtiger als die Einhaltung der Menschenrechte usw.
Die Geschichte zeigt, daß ein Volk seine Befreiung nur aus eigener Kraft schaffen kann und nicht mit Rückendeckung der "Großmächte. Das kurdische Volk hat seine Lektion aus der jüngsten Entwicklung im Zusammenhang mit der Haltung der Länder der europäischen Union gelernt und wird nun seine Politik umorientieren müssen. Dabei ist ihm nicht nur die Solidarität der Armenier sicher, sondern auch die der anderen unterdrückten Völker in aller Welt.