Neues Deutschland 12.3.99

15 Jahre Haft für Eva Juhnke
Revisionsgericht bestätigte Urteil gegen Hamburgerin

Von Reimar Paul
Die aus Hamburg stammende Eva Juhnke muß die nächsten 15 Jahre in einem türkischen Gefängnis verbringen. Mit dieser Entscheidung bestätigte der Oberste Gerichtshof in Ankara jetzt ein Urteil des Staatssicherheitsgerichtes in Van vom letzten September. Die Staatsanwaltschaft hatte der 33jährigen Mitgliedschaft in der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) zur Last gelegt.
Eva Juhnke war im Oktober 1997 von türkischen Soldaten bei einer Militäroperation auf. irakischem Gebiet gefangengenommen worden. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Prison Watch International (pwi) wurde sie zunächst in den Gefängnissen von Hakkari und Diyarbakir verhört. »Stundenlang mußte sie mit verbundenen Augen undgefesselten Händen in ihrer Zelle stehen, Tag und Nacht brannte Licht«, so die pwiSprecherin und PDS-Bundestagsabgeordnete Heidi Lippmann-Kasten.
Bei der Verhandlung vor dem Gericht in Van wurde die Angeklagte mehrfach am Verlesen ihrer Verteidigungsrede gehindert. Gleichzeitig wies das Gericht Anträge von Juhnkes Anwälten wegen »völkerrechtswidriger, Verschleppung« und unmenschlicher Behandlung der Beschuldigten zurück. Auch beim Revisionsprozeß, dem eine Menschenrechtsdelegation aus der Bundesrepublik beiwohnte, seien diese Anträge ignoriert worden.
Die Anwälte wollen gegen das Urteil nun Beschwerde beim Europäischen Menschenrechtsgerichtshof , einlegen. Juhnke hat sich am 1. März aus Protest gegen die Festnahme Abdullah Öcalans einem unbefristeten Hungerstreik kurdischer Häftlinge angeschlossen.