blue window news, 12. März 1999

Zahlreiche Festnahmen im Vorfeld der Gedenkveranstaltung

(sda/mf)   Scharf bewacht von 6500 Polizisten haben die Bewohner des 1995 von Unruhen erschütterten Istanbuler Viertels Gazi ihrer Toten gedacht. Die Polizei nahm im Vorfeld rund 500 Personen fest. Bei den Strassenprotesten am 12. März 1995 waren 17 Menschen getötet worden. Im Viertel Gazi leben viele Kurden, die der alevitischen Glaubensrichtung angehören, eine gemässigte Richtung des Islam. Der Istanbuler Polizeichef Hasan Özdemir teilte mit, seine Beamten hätten rund 500 Personen an den Zufahrten zum Viertel festgenommen, die an der Gedenkveranstaltung hätten teilnehmen wollen. Die Polizei werden niemandem die Chance geben, Fahnen zu entrollen oder Sprechchöre gegen den Staat lautwerden zu lassen, erklärte Özdemir. Journalisten konnten nur durch Seitenstrassen in das Stadtviertel gelangen. Selbst auf den Hausdächern waren bewaffnete Polizeikräfte postiert. Vor einem Kaffeehaus, wo vor vier Jahren zwei Aleviten von Unbekannten niedergeschossen worden waren, versammelten sich rund 500 Bewohner des Viertels. Später marschierten sie mit Bildern der Opfer zum örtlichen Friedhof, um der Toten von damals zu gedenken. Özedemir kündigte scharfe Polizeiüberwachung auch für den 21. März an.  An diesem Tag feiern die Kurden in aller Welt traditionell ihr Newruz-Frühlingsfest.