Albright kritisiert Deutschland in Öcalan-Affäre

Washington (vwd) - In der Affäre um PKK-Chef Abdullah Öcalan hat US-Außenamtschefin Madeleine Albright Kritik an der Bundesregierung geäußert. Sie warf
Deutschland am Donnerstag Versagen in dem Versuch vor, Öcalan festzunehmen. "Ich war sehr enttäuscht, daß Deutschland nicht versucht hat, den PKK-Chef
festzusetzen", sagte Albright bei einer Terrorismus-Anhörung vor einem Ausschuß des US-Senats. Auch der Türkei und Italien warf sie vor, nicht in der Lage zu sein,
Öcalan vor Gericht zu bringen. Albright verlangte von allen Staaten, in denen sich der PKK-Chef aufhalte, ihn umgehend vor Gericht zu stellen. "Wir fordern alle
Länder auf, daran mitzuarbeiten, daß er für seine Taten zur Verantwortung gezogen wird", fügte Albright hinzu. Die Ministerin betonte, daß der Aufenthaltsort des
Chefs der Arbeiterpartei Kurdistans unbekannt sei. Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) hatte am Mittwoch betont, daß Öcalan in Deutschland bei einer
Einreise sofort festgenommen und vor Gericht gestellt würde. Eine Auslieferung an die Türkei komme aber wegen der dort geltenden Todesstrafe nicht in Frage,
sagte Fischer der türkischen Zeitung "Milliyet". Gegen den Chef der in der Türkei und auch in Deutschland verbotenen PKK liegt in der Bundesrepublik ein
Haftbefehl vor. Die Türkei will Öcalan wegen "Terrorismus" den Prozeß machen. Die Regierung hält ihn für den Drahtzieher des bewaffneten
Unabhängigkeitskampfes der Kurden und macht ihn in diesem Zusammenhang für den Tod von rund 31.000 Menschen mitverantwortlich. Öcalan war im Herbst aus
Syrien geflohen und sucht seitdem ein neues Aufnahmeland. Am 16. Januar hatte er Italien verlassen, das ihm politisches Asyl verweigerte.

yahoo, 5.2.99