Dienstag, 2. Februar 1999, 13:51 Uhr
Öcalan angeblich in ganz Europa unerwünschte Person

Ankara (dpa) - Der kurdische Separatistenführer Öcalan ist nach Darstellung der Türkei in ganz Europa zur unerwünschten Person erklärt worden. Der türkische
Ministerpräsident Ecevit sagte, der PKK-Chef finde in Europa keinen Unterschlupf mehr. Die zivilen und militärischen Geheimdienste versuchen unterdessen, den
Aufenthaltsort Öcalans zu ermitteln. Aus diplomatischen Kreisen hieß es, vermutlich befinde sich Öcalan in Griechenland. Athen hatte gestern dementiert, daß der
Kurdenführer dort gelandet sei.

Dienstag 2. Februar 1999, 07:59 Uhr
USA fordern Unterstützung der Türkei im Fall Öcalan

Washington - Die USA haben am Montag dazu aufgerufen, den Chef der kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan, vor Gericht zu bringen. Länder, die
Terroristen wie Öcalan die Einreise verweigerten, sollten entsprechend ihres eigenen Rechtssystems der Türkei dabei helfen, Öcalan vor Gericht zu bringen, erklärte
der Sprecher des US-Außenministeriums, James Rubin vor Journalisten in Washington. Nach Ansicht der USA müsse Öcalan wegen der ihm zur Last gelegten
terroristischen Verbrechen auf der Grundlage internationaler Standards der Justiz übergeben werden.

Am Montag hatten die Niederlande einem Privatflugzeug mit Öcalan an Bord die Landeerlaubnis verweigert. Rubin erklärte weiter, nach Informationen der USA sei
das Flugzeug vermutlich zu einem Kurzaufenthalt in Griechenland gelandet. Öcalan halte sich aber nicht mehr dort auf. Wie auch andere Länder verweigere
Griechenland Öcalan Einreise und Aufenthalt, sagte Rubin.

In der Türkei gilt Öcalan als Staatsfeind Nummer eins. Ihm wird der Tod von mehr als 29.000 Menschen zur Last gelegt, die im fast 15jährigen Kampf der PKK für
einen unabhängigen Kurdenstaat im Südosten der Türkei ums Leben kamen. Im November war Öcalan in Italien verhaftet, später jedoch wieder auf freien Fuß
gesetzt worden. Italien lehnte eine Auslieferung Öcalans an die Türkei mit der Begründung ab, ihm drohe dort die Todesstrafe.

Am 16. Januar hatte Öcalan Italien mit unbekanntem Ziel verlassen. Die Regierung in Rom zeigte sich erleichtert, hatte doch der Fall Öcalan zu erheblichen
diplomatischen Verwerfungen mit der Türkei geführt. Aus Kreisen der Anwälte Öcalans verlautete, die Niederlande hätten mit dem Landeverbot einen ähnlichen
Disput verhindern wollen.
 

Montag 1. Februar 1999, 19:13 Uhr
Neue Verwirrungen um Öcalans Aufenthalt

Amsterdam - Um den Aufenthaltsort des kurdischen Separatistenführers Abdullah Öcalan hat es am Montag neue Verwirrungen gegeben. Die niederländischen
Behörden verboten nach eigenen Angaben dem Chef der kurdischen Arbeiterpartei PKK am Morgen, mit einem Privatflugzeug auf dem Flughafen von Rotterdam zu
landen. Öcalans Anwältin sagte, er habe in den Niederlanden um Vermittlung im Kurden-Fall bitten wollen. Der türkische Vize-Außenminister Korkmaz Haktanir
erklärte später der Nachrichtenagentur Anatolien, Öcalan sei auf dem Flughafen von Athen gelandet. Dies wurde jedoch umgehend von der griechischen Regierung
bestritten.

Auf dem Flughafen in Rotterdam hatten sich nach Gerüchten über eine Ankunft Öcalans etwa 200 Kurden versammelt. Nach Angaben des niederländischen
Justizministeriums war der Flug außerplanmäßig. Öcalans Maschine sei der Flug in den niederländischen Luftraum untersagt worden, weil die nötigen Papiere für eine
Landung nicht vorher eingereicht worden seien, teilten die Behörden mit.

Das Befehl sei "von ganz oben" gekommen, erklärte Öcalans Anwältin Britta Boehler. Nach ihren Worten waren politische und nicht technische Gründe für das
Landeverbot auschlaggebend. Öcalan habe den internationalen Schiedsgerichtshof in Den Haag um Vermittlung im Konflikt zwischen der türkischen Regierung und
den Kurden im Südosten des Landes ersuchen wollen. Aus Kreisen des Gerichtes verlautete, ohne Zustimmung der Türkei könne der Fall Öcalan gar nicht
behandelt werden. Der 1899 ins Leben gerufene Gerichtshof behandelt sowohl Streitfälle zwischen einzelnen Staaten als auch die Klagen von Einzelpersonen gegen
einen Staat.

Der türkische Vize-Außenminister Haktanir erklärte Anatolien zufolge, Öcalan dürfe die Maschine auf dem Athener Flughafen nicht verlassen und warte auf eine
Entscheidung der Behörden. Zuvor hatte der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit erklärt, der Regierung sei der Aufenthaltsort Öcalans unbekannt. Hauptsache
sei aber, daß dieser nirgendwo Unterschlupf erhalte.

Die Türkei hatte Griechenland in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, die PKK heimlich zu unterstützen. Dies war von der Regierung in Athen jedoch stets
bestritten worden. "Wir bestehen darauf, daß er nicht hier ist", reagierte ein Sprecher des griechischen Außenministeriums auf die Berichte über eine Landung
Öcalans auf dem Flughafen der griechischen Hauptstadt. Zuvor hatte bereits ein Regierungssprecher erklärt, Öcalan sei in Griechenland nicht erwünscht.

Auch Rußland erklärte, Öcalan halte sich dort nicht auf. Die belgische Regierung teilte mit, der PKK-Chef sei nicht erwünscht, habe bislang jedoch auch keinen
Einreiseversuch unternommen.

In der Türkei gilt Öcalan als Staatsfeind Nummer eins. Ihm wird der Tod von mehr als 29.000 Menschen zur Last gelegt, die im fast 15jährigen Kampf der PKK für
einen unabhängigen Kurdenstaat im Südosten der Türkei ums Leben kamen. Im November war Öcalan in Italien verhaftet, später jedoch wieder auf freien Fuß
gesetzt worden. Italien lehnte eine Auslieferung Öcalans an die Türkei mit der Begründung ab, ihm drohe dort die Todesstrafe.

Am 16. Januar hatte Öcalan Italien mit unbekannten Ziel verlassen. Die Regierung in Rom zeigte sich erleichtert, hatte doch der Fall Öcalan zu erheblichen
diplomatischen Verwerfungen mit der Türkei geführt. Aus Kreisen der Anwälte Öcalans verlautete, die Niederlande hätten mit dem Landeverbot einen ähnlichen
Disput verhindern wollen.
 

Montag, 1. Februar 1999, 16:48 Uhr
Öcalan auch in Den Haag unerwünscht

Den Haag (dpa) - Der kurdische Separatistenführer Öcalan irrt weiter umher und findet nirgendwo offiziell Zuflucht. Heute haben ihn auch die Niederlande zum
unerwünschten Ausländer erklärt. In der Nacht hatte er erfolglos versucht, nach Rotterdam zu fliegen. Athen dementierte Berichte, wonach Öcalan auf griechischem
Gebiet gelandet sei. Öcalans Anwältin sagte in Amsterdam, ihr Mandant sei mit seinem Privatflugzeug in einem Land angekommen, das sie nicht nennen wollte.
Italien hatte den Kurden-Chef am 16. Januar außer Landes geflogen.