Neue Westfälische 05.01.99

Asylbewerber Tan-Riverdi ist wieder frei
Umstrittene Abschiebehaft aufgehoben

Herford (mas). Der Asylbewerber Abas Tan-Riverdi, für dessen Rechte der Bielefelder Verein „Kein Mensch ist illegal“ vor Weihnachten im Herforder Ausländeramt demonstriert hatte, ist vor wenigen Tagen aus der Abschiebehaft-Anstalt in Büren entlassen worden.
Eine Sprecherin des Bielefelder Pro-Asyl-Vereins und der Leiter des Ausländeramtes, Heinz Löwenberg, bestätigten gestern, daß Tan-Riverdi in Freiheit gesetzt wurde, nachdem das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge den Asylantrag des türkischen Kurden als „beachtlich“ gewertet hatte.
Noch wenige Tage zuvor habe ein Einzelentscheider des Bundesamtes mitgeteilt, daß es kein weiteres Asylverfahren im Falle Tan-Riverdi geben werde, so Löwenberg. Nun wird der Antrag des Kurden doch ein weiteres mal überprüft und aller Wahrscheinlichkeit nach für stichhaltig erklärt werden.
Tan-Riverdis Verhaftung vor vier Wochen hatte für Proteste gesorgt und Unbekannte zu Schmierereien am Kreishaus, Sitz des Ausländeramtes, veranlaßt.
Grund für die Aufregung: Der Asyl-Bewerber, der nach seinem rechtskräftig abgelehnten Asylantrag untergetaucht war, war zum Zeitpunkt seiner Festnahme Mitglied des sogenannten Wander-Kirchenasyls, dessen Angehörige sich nicht verstecken, sondern in Gruppen von Kirchengemeinde zu Kirchengemeinde reisen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
Ein Sprecher von „Kein Mensch ist illegal“: „Abas Tan-Riverdi drohen bei einer Abschiebung in die Türkei Gefängnis und Folter.“