web.de, 30.12.2000 22:29

Helmut Schmidt empfiehlt «Bremsen» bei der Zuwanderung

Berlin (AP)

Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt hat eine bedächtigere Gangart in der Einwanderungspolitik empfohlen. In Deutschland habe man den Fehler gemacht, bei der Aufnahme von Menschen aus dem Ausland «ein bisschen zu großzügig zu sein», sagte Schmidt (SPD) der Berliner Zeitung «Der Tagesspiegel» (Sonntagausgabe). Es habe sich herausgestellt, dass die Deutschen «nicht ausreichend dazu erzogen» seien, mit diesen Ausländern «friedlich und als Gastgeber» umzugehen. «Nun müssen wir mal ein bisschen bremsen», empfahl Schmidt.

Er nannte es einen schweren Fehler, dass die EU der Türkei den Status eines Beitrittskandidaten gegeben habe. Damit würden ganz falsche Erwartungen geweckt und Probleme geschaffen, deren Lösung einmal viel Geld kosten werde, «wenn nicht Schlimmeres».

Als «gewaltigen Fehler» bezeichnete es Schmidt, dass die EU zwölf Staaten den Beitritt angeboten hat. Die Erwartungen entwickelten sich zu schnell, die Spielregeln zu langsam. Er würde die Europäische Union nicht erweitern, solange die Spielregeln nicht verändert worden seien. Es wachse die Gefahr, dass die Union «verflacht zu einer großen Freihandelszone mit einigen institutionellen Fransen am Rande». Mit Ausnahme des Euro habe die Gemeinschaft «in den letzten zehn Jahren nichts zu Stande gebracht».