taz Nr. 6333 vom 29.12.2000, Seite 9

Ausschuss: Sturm auf Gefängnis o.k.

ISTANBUL rtr In der Türkei hat der Menschenrechtsausschuss des Parlaments am Mittwoch das umstrittene Vorgehen der Polizei gegen revoltierende Häftlinge verteidigt. Es habe beim Sturm der Gefängnisse keine Menschenrechtsverletzungen gegeben, sagte der Vorsitzende Huseyin Akgul von der rechtsgerichteten Partei der Nationalen Bewegung (MHP). Bei der Erstürmung von 20 Gefängnissen in der Vorweihnachtszeit waren 28 Häftlinge und zwei Polizisten getötet worden. Akgul nannte das Vorgehen der Polizei gegen die hungerstreikenden Häftlinge gerechtfertigt und widersprach damit Menschenrechtsorganisationen, die von brutalem Vorgehen der Polizei gesprochen hatten. Die Nachrichtenagentur Anatol berichtete am Mittwoch, ein weiterer Häftling sei seinen Brandverletzungen erlegen. Die meisten der gestorbenen Häftlinge hätten sich selbst angezündet.