taz Hamburg 27.12.2000

Demos in der City und im Michel

15 bis 20 Türken und Kurden haben während des Mitternachtsgottesdienstes am Heiligen Abend im Hamburger Michel demonstriert. Nach Polizeiangaben riefen sie "unter dem Unmut und Protest der Kirchenbesucher" Parolen wie "Verteidigt die politischen Gefangenen" und "Stoppt das Massaker in der Türkei". Außerdem hätten sie Flugblätter verteilt. Anschließend verließen sie den Michel. Die Kirche stellte keinen Strafantrag.

Am Sonnabend hatten rund 850 Menschen in der Hamburger Innenstadt gegen den Großeinsatz türkischer Sicherheitskräfte gegen hungerstreikende Häftlinge in der Türkei und für Kurdistan demonstriert. Nach Angaben der Polizei verlief der Protestzug, an dem auch viele Frauen und Kinder teilnahmen, friedlich. Die DemonstrantInnen forderten unter anderem "Freiheit für Abdullah Öcalan". Zu einer Abschlusskundgebung zogen sie vor das türkische Generalkonsulat an der Moorweide.

Seit dem 19. Dezember haben Einheiten der türkischen Sicherheitskräfte rund 20 Gefängnisse gestürmt. Die Angaben über die Todesopfer des Einsatzes schwanken zwischen 20 und über 40. Der über zweimonatige Hungerstreik von rund 1000 politischen Gefangenen richtete sich unter anderem gegen die Verlegung in Einzelzellen.