afp, 25. Dezember 2000, 14.36 Uhr

Hungerstreik: Türkei will Brüsseler Intervention

Belgien soll gegen DHKP-C vorgehen

Nach über zwei Monaten Hungerstreik in türkischen Gefängnissen hat die Regierung in Ankara Belgien um Unterstützung im Kampf gegen die Drahtzieher aufgefordert. Im türkischen Massenblatt "Sabah" sagte Justizminster Hikmet Sami Türk, das so genannte Todesfasten der insgesamt 353 Häftlinge werde von der linksextremen Revolutionären Partei und Volksbefreiungsfront (DHKP-C) mit Hauptquartier in Brüssel organisiert und koordiniert. Die Türkei fordere bereits seit 1990 von Belgien die Schließung des Büros und "Maßnahmen gegen den Terrorismus".

Unterdessen stieg die Zahl der Todesopfer nach der Niederschlagung der Gefängnisrevolte auf 29. Eine 22-jährige Frau erlag in einem Krankenhaus in Izmir ihren schweren Brandverletzungen. Insgesamt setzten am Montag noch immer rund 350 Häftlinge ihr "Todesfasten" fort, während sich mehr als 1660 Gefangene aus Solidarität im Hungerstreik befanden.

Die Häftlinge protestieren gegen eine Verlegung in neue Haftanstalten mit kleineren Zellen, weil sie Isolationshaft sowie Folter durch die Aufseher fürchten. Paramilitärische Einheiten der Polizei hatten in der vergangenen Woche 20 Gefängnisse gestürmt, um die Hungerstreiks zu beenden. Unter den 29 Todesopfern sind zwei Polizisten. Viele der getöteten Häftlinge hatten sich nach offiziellen Angaben selbst in Brand gesteckt. (AFP)