ap, 23.12.2000, 19:30

Prozess um Ermordung von vier Dissidenten in Iran begonnen Erste Zusammenfassung

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit - Angehörige der Opfer protestieren

Teheran (AP) Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat in Iran der Prozess gegen 17 Angeklagte wegen der Ermordung von vier Dissidenten begonnen. Der Chef der Militärjustiz, Mohammad Niazi, warnte die Medien nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA vor unautorisierten Meldungen über den Prozess, der am Samstag vor einem Militärgericht in Teheran eröffnet wurde. Die Angehörigen der vor zwei Jahren ermordeten Opfer protestierten gegen das Verfahren und erklärten, ein gerechtes Urteil sei nicht zu erwarten.

Die Familien hatten zuvor ihre Anwälte zurückgezogen, nachdem einer der Verteidiger verhaftet worden war, der sich öffentlich zu den Morden geäußert hatte. Rund 130 iranische Schriftsteller forderten in einer gemeinsamen Erklärung am Samstag die Freilassung des Anwalts. Der Vorsitzende Richter erklärte nach einem Bericht des amtlichen Rundfunksenders, er bedauere den Rückzug der Verteidiger. Die Rechte der Opfer würden aber gewahrt, sagte er.

Im November und Dezember 1998 hatte die Ermordung der vier Schriftsteller und Dissidenten für einen Skandal gesorgt. Der damalige Geheimdienstminister Ali Fallahian musste Anfang 1999 zurücktreten, nachdem er eingeräumt hatte, dass die Morde von Geheimdienstagenten begangen worden waren. Hauptverdächtige sind nach Angaben der Justiz der Geheimdienstler Said Emami, der nach offizieller Darstellung in der Haft Selbstmord beging, sowie zwei andere Agenten.