Yeni Gündem, 23.12.00

Widerstand in Ümraniye beendet: 4 Tote, Dutzende von Verletzten

Der unter dem Namen "Rückkehr ins Leben" in 20 Gefängnissen durchgeführte Angriff, den 24 Gefangene mit ihrem Leben bezahlen mussten, ist vollendet. Nachdem der Widerstand in Ümraniye gestern mittag ein Ende fand, wurden 52 verletzte Gefangene in Krankenhäuser verlegt. Vier Gefangene verloren ihr Leben.
(...) Die sich in den Morgenstunden vor dem Gefängnis sammelnden Angehörigen wurden von der Polizei vertrieben. Mittags verliessen in Abständen 29 Krankenwagen das Gefängnisgelände. Einer davon fuhr zur Gerichtsmedizin, die anderen transportierten Verletzte zum Haydarpasa Numune Krankenhaus. Gegen 16 Uhr verliessen fünf grosse und zehn Transportfahrzeuge das Gefängnis. Wie bekannt wurde, wurden die darin befindlichen Gefangenen in die F-Typ-Gefängnisse Edirne, Gebze und Kandira verlegt. Ins Haydarpasa Numune Krankenhaus wurden 36 Verletzte gebracht, davon drei Frauen. Beim Verlassen der Krankenwagen schrien sie: "Sie haben vier Tage lang Bomben auf uns geworfen. Wir sind Freiheitskämpfer!"

Zuerst wurde gefoltert
Nach gefängnisnahen Quellen wurde den Gefangenen nach Beendigung des Widerstandes von den Jandarma verweigert, als Gruppe herauszukommen. Beim Verlassen des Gefängnisses in Zweier- und Dreiergruppen wurden zwei Gefangene durch Schüsse der Jandarma getötet. Danach folterten die Jandarma die versammelten Gefangenen stundenlang mit Schlagstöcken, Balken und Wasser aus Hochdruckschläuchen.

Deutsche Delegation
Währenddessen kam die deutsche PDS-Abgeordnete Heidi Lippmann mit ihrem Berater Evrim Baba in der Absicht, mit dem Gefängnis-Staatsanwalt zu sprechen und Informationen über die Operation zu erhalten, vor das Gefängnis. Die Parlamentarierin wurde nicht eingelassen und sofort von der Polizei entfernt.
Das Rechtsbüro des Volkes forderte in einer Erklärung, den Sicherheitskordon sofort aufzuheben, eine Delegation aus Angehörigen, Anwälten und Ärzten ins Gefängnis zu lassen und die Möglichkeit zur Kontrolle zu geben.