Frankfurter Rundschau, 18.12.2000

Vorsichtige Suche nach Frieden

Israelis und Palästinenser verhandeln getrennt in Washington

Vielleicht schon am morgigen Dienstag werden sich Palästinenser und Israelis zu Gesprächen in Washington treffen. Dies bestätigten am Sonntag Palästinenserpräsident Yassir Arafat und Israels Außenminister Schlomo Ben-Ami.

GAZA, 17. Dezember (afp/rtr/dpa). Die Delegationen beider Seiten sollten in Kürze nach Washington fahren, sagte Arafat in Gaza, um zunächst getrennte Gespräche mit US-Vertretern zu führen. Zuvor hatte bereits der palästinensische Informationsminister Yassir Abed Rabbo angekündigt, die palästinensische Delegation solle am Dienstag nach Washington reisen.

US-Präsident Bill Clinton und Arafat hatten am Wochenende telefonisch über eine Rettung des Nahost-Friedensprozesses beraten. Das Gespräch war nach Angaben von Arafats Berater Nabil Abu Rudeina "sehr wichtig". Es habe sich darum gedreht, die Verhandlungen noch während Clintons Amtszeit wieder in Gang zu bringen. Der scheidende Präsident habe sich dafür die Zustimmung seines Nachfolger George W. Bush geholt, versicherte Israels Ministerpräsident Ehud Barak.

Nach Angaben Rabbos werden beide Seiten zunächst zu getrennten Gesprächen mit der US-Regierung zusammentreffen. Dabei solle geprüft werden, ob es "genügend Veränderungen in den Positionen" beider Seiten gebe, die eine Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen zwischen Arafat und Barak sinnvoll machten. Barak schränkte ein, es sei noch zu früh zu sagen, ob und wann es Verhandlungen geben werde. Auch Ben-Ami äußerte sich nicht dazu, ob der gegenwärtige Gesprächsstand Hoffnungen auf Friedensverhandlungen zulasse. Er werde aber am heutigen Montag in die USA fliegen, hieß es im israelischen Außenministerium.

Der oppositionelle konservative Likud-Block erteilte den Friedensbemühungen Baraks eine energische Absage. Parteichef Ariel Scharon betonte, sollte Barak vor den Wahlen Anfang Februar Abkommen abschließen, würde er sich im Falle eines Sieges nicht daran gebunden fühlen.

Am Grenzübergang zum Gaza-Streifen haben israelische Soldaten am Sonntag zwei Palästinenser erschossen. Augenzeugen berichteten, die beiden hätten einem Verwundeten helfen wollen.