Übersetzung aus der türkischen Tageszeitung Radikal, 10.12.2000

F-Typ verschoben

Waehrend Yasar Kemal, Orhan Pamuk, Zülfü Livaneli, Oral Çalislar und Can Dündar im Gefaengnis vermittelten, verkündete Minister Sami Türk positive Nachrichten

Am 52. Tag des unbesfristeten Hungerstreiks und Todesfastens geben die Ankündigungen von Justizminister Hikmet Sasmi Türk Anlass zur Hoffnung. Waehrend 5 Intellektuelle mit der Erlaubnis von Ministerpraesident Ecevit im Gefaengnis mit Gefangenen zusammentrafen, kündigte Türk an, dass die Verlegungen in die F-Typ-Gefaengnisse auf unbefristete Zeit verschoben werden, sowie die erneute Auswertung des F-Typs in architektonischer, rechtlicher und medizinischer Hinsicht. Desweiteren gab Türk gestern abend waehrend einer Pressekonferenz bekannt, dass das beschlossene Gesetz zur Strafminderung den Weg für eine Entspannung der Situation in den Gefaengnissen öffnen werde und die 12 Gefangenen, die im Todesfasten von 1996 bleibende Behinderungen davongetragen haben, ebenfalls vom Amnestiegesetz profitieren werden. Bezüglich der gegen das F-Typ-Gefaengnis gerichteten Kritiken und der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sagte Türk: "In einer demokratischen Gesellschaft ist es ein Muss, diese Kritiken ernst zu nehmen. Es ist nicht richtig, diese Gefaengnisse, die Thema der Diskussion sind, in diesem Zustand in Betrieb zu nehmen. Die Verlegungen in die F-Typ-Gefaengnisse, also die Eröffnung dieser Gefaengnisse, werden verschoben." (...) Nach Türks Erklaerung richteten sich die Augen der Öffentlichkeit auf die 5 Schriftsteller, die im Gefaengnis Bayrampasa mit Gefangenen zusammentrafen. Die Schriftsteller und Gefangenen sahen Türks Erlaeuterungen im Fernsehen an. Die Schriftsteller-Delegation, die nach 8 Stunden um 19.45 das Gefaengnis wieder verliess, aeusserte sich folgendermassen: "Das Ergebnis, das wir erzielen konnten, besteht darin, dass die Gespraeche morgen weitergehen werden. Die Aktion wurde nicht beendet, jedoch hoffen wir weiter darauf. Um den Verhandlungen nicht zu schaden, können wir im Moment nichts weiter sagen." Die ebenfalls anwesenden Mitglieder der parlamentarischen Menschenrechtsuntersuchungskommission verliessen das Gefaengnis eine halbe Stunde nach den Schriftstellern.

Der Gesundheitszustand der Gefangenen veschlechtert sich

Waehrend heute am 10. Dezember der Menschenrechts-Tag "gefeiert" wird, nehmen die Beschwerden der Aktivisten des Todesfastens weiter zu. Um die Gefangenen zu unterstützen, wurden gestern in verschiedenen Orten des Landes eine grosse Anzahl von Aktionen durchgeführt. (...) - Auf der Menschenrechte 2000-Konferenz im Rahmen der Buchmesse (TÜYAP) kritisierten Künstler und Künstlerinnen, darunter Adalet Agaoglu, Derya Alabara, Mahir Günsiray, Genco Erkal, Yavuz Bingöl und Suavi, die F-Typ-Gefaengnisse, indem sie glaeserne Zellen betraten. - Im Menschenrechtsinstitut der Türkei bewerteten Anwalt Halit Çelenk, Prof. Sadun Aren, Journalist Ilhan Selçuk, Herausgeber Muzaffer Ilhan Erdost und der Generalsekraeter des Menschenrechtsinstituts Vakap Erdogdu das F-Typ-Gefaengnis als Isolationsmassnahme. - In Kizilay, Ankara, protestierten ungefaehr 5000 Menschen mit einer Demonstration und Parolen gegen die F-Typ-Gefaengnisse. - In Istanbul versammelten sich ungefaehr 50 Personen vor dem Ümraniye-Gefaengnis. Die eingreifenden Sicherheitskraefte nahmen 9 Personen fest. - In Beyoglu, Istanbul, fanden Kundgebungen zweier verschiedener Gruppen statt. Ungefaehr 100 Personen wurden festgenommen. - In Eskisehir, Artvan, Diyarbakir, Samsun, Sinop, Bursa und Maltya fanden verschiedene Aktivitaeten demokratischer Massenorganisationens statt.